Veganer essen eben nicht nur Salat
17.08.2023
Fotos: Adobe Stock/InsideCreativeHouse, Adobe Stock/Tetiana, Adobe Stock/StratfordProductions, Adobe Stock/vaaseenaa; Text: Sabrina Kreuzer
Fangen wir ganz vorne an: Was bedeutet „vegan“ überhaupt? Wie bereits angedeutet, essen Veganer und Veganerinnen keine tierischen Produkte. Fleisch, Fisch, Eier oder Milch haben sie komplett aus ihrer Ernährung gestrichen. Auch auf andere tierische Produkte wie Honig, Leder oder Pelz verzichten sie.
Anfangs ist eine vegane Ernährung gar nicht so einfach. Warum? Weil in vielen Lebensmitteln Inhaltstoffe tierischen Ursprungs stecken. Dabei sind sie nicht immer so offensichtlich wie Gelatine oder Milchzucker. Der Farbstoff Karmin – nur ein Beispiel von vielen – wird in der Lebensmittelindustrie eingesetzt: Steht auf der Zutatenliste „E120“, versteckt sich dahinter der rote Farbstoff: Dazu zählen Bonbons mit rotem Überzug, Erdbeerjoghurt oder rote Marmeladen. Das Pigment entsteht durch das Austrocknen und Kochen der Cochenille-Schildlaus. Es lohnt sich also auf jeden Fall, sich vor der Umstellung auf die vegane Lebensweise über solche Dinge zu informieren.
Warum möchten manche Menschen keine tierischen Produkte konsumieren?
Dafür sprechen viele Gründe. Manche Menschen sollten aus gesundheitlicher Sicht keine Lebensmittel essen, die von Tieren stammen. Denn eine rein pflanzliche Ernährung kann dazu beitragen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs zu senken.
Viele Veganer entscheiden sich jedoch für diese Lebensweise, weil sie den Tierschutz unterstützen möchten. Sie lehnen Massentierhaltung und die Tötung von Tieren für den menschlichen Konsum ab. Die Tierhaltung ist zudem ein bedeutender Treiber des Klimawandels, der Entwaldung und der Wasserverschmutzung – die Umwelt und der Einfluss, den wir Menschen darauf haben, spielt also eine große Rolle.
Die Zahl der Veganer wächst – in Deutschland und weltweit
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden Veganerinnen und Veganer – aber auch vegetarisch lebende Menschen – für ihre Ernährungsform schief angesehen und belächelt. „Du isst meinem Essen das Essen weg“, ist wohl nur einer von vielen Sprüchen, mit denen sie sich konfrontiert sehen. Jedoch steigt in Deutschland die Zahl der Veganer seit dem Jahr 2015 kontinuierlich an: Im Jahr 2022 bezeichneten sich 1,58 Millionen Menschen als vegan. Das sind ungefähr zwei Prozent der Gesamtbevölkerung.
Weltweit gibt es rund 500 Millionen Veganer. Das liegt daran, dass in vielen Ländern aufgrund des religiösen Glaubens auf tierische Produkte im Essen verzichtet wird. Dazu zählen neben dem Libanon und Äthiopien auch Thailand, Japan sowie Indien. In diesen Ländern essen die Menschen allgemein viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen.
Was genau essen Veganerinnen und Veganer?
Auf tierische Lebensmittel zu verzichten, heißt jedoch nicht, auf Vielfalt zu verzichten. Die vegane Küche bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich zu entfalten – und neues zu entdecken. So gibt es für die, die weiterhin den Geschmack von Fleisch und Co. haben möchten, zahlreiche Ersatzprodukte: Auf Basis von Soja, Erbsen oder Weizen. Der ach so verschriene „fade“ Tofu kann, richtig zubereitet, als Grundlage für viele leckere Gerichte dienen – ebenso wie beispielsweise Seitan, Weizeneiweiß mit Gewürzen, Burgerpatties oder Würstchen auf Erbsenbasis.
Fisch lässt sich durch Produkte aus pflanzlichen Zutaten wie Algen oder Sojaprotein ersetzen. Backen kann man auch gut ohne Eier. So gibt es leckere Rezepte mit Sojajoghurt, Apfelmus oder reife Bananen als Ersatz. Der Markt von Milchalternativen wächst nicht nur wegen der steigenden Nachfragen durch Veganer stetig: Viele laktoseintolerante Menschen setzen mittlerweile auf Milch aus Hafer, Reis, Kokos oder Soja.
Die Supermarktregale bieten immer mehr Auswahl für Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren wollen. Es muss aber nicht immer einen Fleischersatz aus dem Kühlregal geben. Auch mithilfe von Gemüse lassen sich schmackhafte Gerichte zaubern. Dabei ist es wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten und viel abzuwechseln. Manche Nährstoffe stecken nur in tierischen Lebensmitteln, andere können nur bedingt durch pflanzliche Ernährung aufgenommen werden. Für Veganer könnte es deshalb empfehlenswert sein, den Vitaminstatus im Blut kontrollieren zu lassen, um eventuelle Mangelerscheinungen zu entdecken und ggf. entgegenzuwirken. Die Kosten für eine spezifischere Analyse sind in der Regel selbst zu tragen.
Was sind die Vor- und Nachteile veganer Ernährung?
Die vegane Ernährung und Lebensweise im Allgemeinen haben, wie auch der Konsum von Fleisch, seine Vor- und Nachteile. Auch bei einer pflanzlichen Ernährung sollte man darauf achten, dass sie nicht zu einseitig ist. Kocht man mit frischen und saisonalen Zutaten und setzt nicht nur auf hochverarbeitete Lebensmittel, kann die vegane Ernährung das Risiko chronischer Krankheiten senken.
Zudem geht die vegane Ernährung oft mit einem Bewusstsein für den Tierschutz und die Umwelt einher. Viele Veganer sehen sich mit dem Vorwurf konfrontiert, zum Beispiel durch höheren Sojakonsum für die Abholzung von Regenwäldern mitverantwortlich zu sein. Tatsächlich ist Soja als Proteinquelle ein wichtiger Bestandteil der veganen Ernährung. Allerdings werden die meisten Sojabohnen weltweit als Futtermittel für Nutztiere verwendet. Das Soja für den menschlichen Verzehr kommt überwiegend aus Europa und wird nachhaltig angebaut.
Du hast Lust, mehr zu erfahren und praktische Tipps für den Alltag zu bekommen? Dann höre rein in unsere Podcast-Folge zum Thema. Dort beleuchten wir auch die Frage, welche Rolle vegane Gerichte heute in der Unternehmenskantine spielen. Und wenn Du direkt loslegen und ein veganes Gericht ausprobieren möchtest, haben wir hier ein leckeres Rezept für Dich.
Veganes Gemüsecurry
Zutaten:
1 Zwiebel, gehackt
2 Knoblauchzehen, gehackt
1 EL Ingwer, gerieben
1 TL Currypulver
1 TL Kreuzkümmel
1/2 TL Kurkuma
1/4 TL Cayennepfeffer
1 Dose Kichererbsen, abgetropft und gespült
1 Dose gehackte Tomaten
2 Tassen Gemüsebrühe
2 Tassen Gemüse (z.B. Paprika, Zucchini, Karotten), in kleine Stücke geschnitten
Salz und Pfeffer
1 EL Olivenöl
Anleitung:
1. Erhitze das Olivenöl in einem großen Topf bei mittlerer Hitze. Füge die Zwiebel, den Knoblauch und den Ingwer hinzu und brate alles etwa 5 Minuten lang an.
2. Gib das Currypulver, den Kreuzkümmel, das Kurkuma und den Cayennepfeffer hinzu und brate alles etwa eine Minute lang an.
3. Als nächstes kommen die Kichererbsen, die gehackten Tomaten, die Gemüsebrühe und das Gemüse dazu. Alles gut umrühren.
4. Wenn die Mischung kocht, kannst Du die Hitze reduzieren – stelle die Herdplatte auf die mittlere Stufe und lasse alles etwa 20 Minuten lang köcheln, bis das Gemüse weich ist.
5. Zum Schluss schmeckst Du das Curry mit Salz und Pfeffer ab und servierst es heiß. Dazu passt gut Reis oder Naan, ein indisches Pfannenbrot.
Der Im Blick Gesundheitspodcast Folge 5: Vegane Ernährung
„Isst Du denn auch kein Hühnchen?“ Diese und ähnliche Fragen wurden sicherlich schon vielen Veganern gestellt. Die Antwort darauf lautet immer: „Nein.“ Doch nur, weil sich Menschen rein pflanzlich ernähren, muss ihr Speiseplan nicht eintönig aussehen. Er kann vielfältig und gesund sein – auch in der Betriebskantine.