Das Herz – Funktion und Aufbau
Autorin: Julia Alber; Illustrationen: Katharina Bitzl
Das Herz – eines der lebensnotwendigsten Organe des Menschen. Wie es aufgebaut ist und worauf man für ein gesundes Herz achten sollte, erfahrt Ihr hier.
Das Herz
Fast würden wir es vergessen, unser Herz, wenn es sich nicht ab und an durch sein Klopfen bemerkbar machen würde. In der linken Brustkorbseite nehmen wir das Zeichen seiner Arbeit wahr. Zum größten Teil liegt das Herz hinter dem Brustbein, eingebettet zwischen rechtem und linkem Lungenflügel.
Wie oft schlägt das Herz?
Mit dem nie endenden Blutfluss sogt das Herz dafür, dass jede Zelle des Körpers über ein ausgefeiltes Gefäßsystem mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen versorgt wird. „Ein komplexer Hochleistungsmotor“, schwärmt Professor Dr. Harm Wienbergen, der Leiter des Bremer Instituts für Herz- und Kreislaufforschung, und führt weiter aus: „In jeder Minute pumpt es einmal die gesamte Blutmenge – beim Erwachsenen fünf bis sechs Liter – durch den Körper, befördert so 7000 Liter am Tag.“ Immer angepasst an die Situation schlägt das Herz mal langsamer, mal schneller. Bei einem gesunden Erwachsenen sind in Ruhe zwischen 60 und 80 Schläge pro Minute normal. Wie schnell es schlägt, zeigt der Puls an, den man auf der Innenseite des Handgelenks unterhalb des Daumens ertasten kann. Für seine Arbeit ist das Herz bestens ausgestattet. Es setzt sich aus linker und rechter Herzhälfte zusammen, die durch die Herzscheidewand getrennt sind und je Hauptkammer und Vorhof enthalten. Vier Herzklappen sorgen dafür, dass das Blut stets in die vorgegebene Richtung gepumpt wird, wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht. Über die Venen fließt das sauerstoffarme Blut aus dem Körper zum Herzen und in die rechte Herzkammer. Von dort geht es in den sogenannten Lungenkreislauf, frisch mit Sauerstoff versorgt zurück in die linke Herzkammer, und dann wieder in den Körper: Der Kreislauf beginnt von vorne. Motor dieser zuverlässigen Arbeit ist ein Geflecht von Nervenzellen im Vorhof des Herzens, der sogenannte Sinusknoten. Mittels eines Elektrokardiogramms (EKG) lässt sich der Herzrhythmus – die Abfolge, wenn sich das Herz zusammenzieht (Systole), danach kurz erschlafft und wieder mit Blut füllt (Diastole) – darstellen.
Was kann ich für ein gesundes Herz tun?
Wer seinem Herzen Gutes tun möchte, auf ein langes, gesundes Zusammenleben setzt, raucht nicht, achtet auf sein Gewicht, auf Blutdruck, Blutzuckerspiegel und die Blutfette. Im besten Fall vermeidet man Stress und bleibt in Bewegung, ist doch das Herz ein Muskel, und der will trainiert sein. „Wer nicht raucht, schließt einen enormen Risikofaktor für Herzerkrankungen aus“, betont Harm Wienbergen. Entscheidend für ein leistungsfähiges Herz ist auch eine ausgewogene Ernährung. Neueste Studien bestätigen die Wirksamkeit der Mittelmeerküche mit viel Obst und Gemüse. „Das ist besser als auf eine fettarme Kost oder eine Standarddiät zu setzen“, erklärt der Kardiologe und räumt gleich mit der häufigen Fehlmeinung auf, hohe LDL-Cholesterinwerte ließen sich allein durch die Ernährung senken: „Das LDL-Cholesterin wird in den Zellen gebildet und ist nur bedingt durch das Essverhalten beeinflussbar. Hohe Werte müssen auf jeden Fall medikamentös gesenkt werden.“
… herzgesund genießen
Schon leichte Veränderungen im Alltag, wenn denn regelmäßig ausgeübt, tragen viel dazu bei, das Herz gesund zu erhalten. Wer „herzgesund“ einkauft, greift bei frischem Gemüse und zuckerarmem Obst zu und verzehrt davon täglich rund 600 Gramm. Eine aktuelle Empfehlung der American Heart Association rät: Obst und Gemüse mit dunkler Farbe bevorzugen, die nährstoffreicher sind als helleres oder weißes Gemüse und auch mehr Ballaststoffe enthalten. Fleischverzicht muss nicht sein, nur bei rotem Fleisch sollte man zurückhaltend sein, und Fisch statt Fleisch ist allemal besser. Einen Beitrag für ein starkes Herz leisten auch ballaststoffreiche Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse sowie hochwertige Öle – wie etwa Olivenöl oder Sonnenblumenöl. Wer Salz gegen Kräuter tauscht, würzt herzfreundlich, und wenn die Wahl auf dunkle Schokolade statt auf Milchschokolade fällt, darf auch mal genascht werden.
… in Bewegung bleiben
Jede Bewegung ist besser als keine. Studien zeigen: Schon die ganz normale Alltagsbewegung trägt zu einem gesünderen Herz bei, deshalb auch etwa stets Treppen den Vorzug geben. Selbst wer erst im Alter mit Sport beginnt, tut seinem Herz Gutes. Das Herz ist ein Muskel. Training stärkt es, wie alle Muskeln. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt täglich rund 30 Minuten moderate Bewegung – mindestens zweieinhalb Stunden pro Woche. Besonders fit bleiben Herz und Kreislauf mit Ausdauersportarten, weil dabei die Muskulatur rhythmisch an- und entspannt wird. Wer gesund und in Form ist, darf dabei auch durchaus etwas außer Atem kommen. Wer erst mit dem Training beginnt und eher unsportlich ist, sollte seine Leistungsfähigkeit zuvor beim Arzt abklären lassen.
… Absage dem Stress
Dauerstress ist nichts für die Gesundheit. Der Körper wird mit Stresshormonen überflutet, die Herz und Blutgefäßen nicht guttun. Unter Stress arbeitet das Herz ständig im Hochleistungsmodus. Entspannen ist das A und O, um körperliche und psychische Belastung nicht überhandnehmen zu lassen. Neben regelmäßigen Auszeiten, wie beispielsweise Spaziergänge oder Sport, bei denen jeder Gedanke an Arbeit und Co außen vor bleiben, helfen Entspannungstechniken dabei, zur Ruhe zu kommen. Yoga, Progressive Muskelentspannung wie auch beispielsweise Autogenes Training bieten sich zum Stressabbau an. Auch ein Hobby, das Spaß macht – ob etwa Gärtnern, Musizieren, Malen oder Basteln – weist den Stress in seine Schranken.
Was tun, wenn „die Pumpe“ schwächelt?
Bei anstrengenden Tätigkeiten ist das Herz besonders gefordert. Nicht selten wird dann auch sein Klopfen wahrnehmbar, der Atem geht schwerer. Sind die Blutgefäße des Herzens verengt und die Durchblutung daher nicht mehr optimal gewährleistet, können allerdings auch schon leichte Tätigkeiten schlapp machen. Herzrasen, Atemnot und Schmerzen in der Brust sind typische Zeichen einer koronaren Herzkrankheit – weltweit eine der häufigsten Erkrankungen des Herzens, die das Risiko für einen Herzinfarkt birgt. „Die verengten Gefäße können wir heute ganz elegant mithilfe von Stents, feinen Gitterröhren, die in die Adern eingebracht werden, wieder weiten und so einen erneuten Verschluss verhindern. Mittels eines Katheters werden diese über die Leisten- oder Armarterie bis zu ihrem Platz im Herzen gebracht“, führt Wienbergen aus. Kommt es zum Verschluss einer oder mehrere Herzkranzarterien – einem Herzinfarkt – ist schnelles Handeln lebensnotwendig, da der nicht mehr durchblutete Teil des Herzmuskels abstirbt. Auf – zu, auf – zu gehen die Herzklappen. Fehler beim Schließen wie auch Öffnen gehen mit einer verschlechterten Pumpleistung des Herzens einher. Herzklappenfehler können angeboren sein, aber auch in Folge einer Entzündung oder eines Herzinfarktes auftreten. Verkalkungen der Herzklappen, die zu einer geringeren Öffnung der Klappe führen, treten mit dem Alter häufiger auf – und nehmen aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung deutlich zu. Im Verlauf einer großen Operation können die fehlerhaften Herzklappen durch künstliche Klappen ersetzt werden. Es geht inzwischen aber auch anders. „Gleich den Stents kann man heute künstliche Herzklappen auch mittels eines Katheters ins Herz einführen, wo sie dann fehlerfrei arbeiten“, erklärt der Facharzt und ergänzt: „Von dieser spannenden Entwicklung profitieren besonders ältere Menschen, da man ihnen damit die strapaziöse Operation ersparen kann.“
Viele Möglichkeiten zu helfen
Herzklappenfehler, ein Herzinfarkt, der mit vielen Narben am Herzmuskel einherging, eine Herzmuskelentzündung bei jungen Menschen – es gibt einige Erkrankungen, die Ursache einer Herzschwäche sein können. Wenn sich der Herzmuskel nicht mehr so gut zusammenziehen kann und die Pumpleistung reduziert ist, fühlen sich die Betroffenen schnell schwach, Gehen oder Treppensteigen führt zu Atemnot und Wasser sammelt sich in den Beinen an. „Die Herzmuskelschwäche können wir heute mit Medikamenten gut behandeln“, sagt Harm Wienbergen. Als eine weitere häufige Herzkrankheit führt der Kardiologe noch das Vorhofflimmern auf. Dieser oft chronischen Herzrhythmusstörung, die teils mit Herzrasen einhergeht, nehmen sich die Herzwochen der Deutschen Herzstiftung in diesem Jahr an. Mittels Medikamenten kann der Herzrhythmus stabilisiert werden, es kann aber auch ein spezieller Herzkatheter-Eingriff vorgenommen werden, um den Erregungsherd, der den Herzrhythmus stört, zu veröden (Ablation). In der Regel wird Patienten mit Vorhofflimmern geraten, blutverdünnende Medikamente einzunehmen, um das Risiko für Schlaganfälle zu senken. „Wir haben heute wirklich viele Möglichkeiten, um unseren Herz-Patienten gut und ziemlich oft helfen zu können“, freut sich Professor Wienbergen.
Unsere Expertentipps
- Bei Schmerzen in der Brust: klassisches Warnsignal für einen Herzinfarkt, Frauen sollten auf Schmerzen im Oberbauch und Nacken achten
- Mindestens 30 Minuten pro Tag Bewegung, um Gefäße und Herzmuskulatur gesund zu halten
- Herz-Patienten sollten sich im Winter keiner zu starken körperlichen Anstrengung aussetzen
- Entspannung
- Nicht rauchen
Weitere Informationen
- Ein Rettungssanitäter berichtet aus seinem Alltag: bosch-bkk.de/erstehilfe
- Erste Hilfe-Checklisten, Videos und mehr finden Du hier: www.Bosch-BKK.de/erstehilfe und www.Einlebenretten.de
- Facharztprogramm Baden-Württemberg: Teilnehmende Kardiologen findest Du hier
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