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Wechsel in die PKV – Welche Fragen sollte ich mir stellen?

Frau steht vor zwei farbigen Wegen mit Pfeilen, symbolisch für eine Entscheidungsfindung zwischen verschiedenen Optionen.

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Der Artikel zeigt die wichtigsten Aspekte und Fragen, die vor einem Wechsel in die private Krankenversicherung bedacht werden sollten. Erfahre, welche langfristigen Folgen ein Wechsel haben kann und welche möglichen Veränderungen im Leben Du bedenken solltest.

13.12.2024

Fotos: Adobe Stock/Aya Micro, Adobe Stock/Mark

Die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bleibt angespannt, und viele Kassen erhöhen ihren Zusatzbeitrag. Doch auch die private Krankenversicherung (PKV) bleibt von steigenden Gesundheitskosten nicht verschont. Dennoch scheinen die Angebote der privaten Versicherer vor allem für junge, ledige Menschen ohne Kinder verlockend zu sein. Aber was im ersten Moment attraktiv klingt, kann sich langfristig als Belastung herausstellen – insbesondere, wenn sich Lebensumstände ändern.

„Natürlich verlieren wir nur ungern Versicherte an die private Krankenversicherung“, erklärt Frieder Spieth, Vorstand der Bosch BKK. „In meinem eigenen Familien- und Freundeskreis kenne ich einige, die ihre Entscheidung, in jungen Jahren in die PKV gewechselt zu haben, bereuen. Mich persönlich stört bei der PKV besonders die lebenslange Abhängigkeit von einer gewinnorientierten Kasse mit der gleichzeitigen Verschiebung von (ungewissen) steigenden Kosten ins „Alter“. Ich kann nur dringend raten, sich umfassend – auch von den BKK Kundenberatern – beraten zu lassen.“

Ein Wechsel in die PKV sollte daher gut überlegt sein. Die folgenden zehn Fragen helfen dabei, die Entscheidung langfristig zu bewerten.

Hände halten eine Gruppe aus bunten Papierfiguren, symbolisch für Familie, Schutz und Versicherung.
Familienversicherung in der GKV: Gemeinsam versichert ohne zusätzliche Kosten – ein entscheidender Vorteil gegenüber der PKV.

Checkliste: 10 Fragen zum Wechsel in die PKV

Wer mit dem Gedanken spielt, in die private Krankenversicherung zu wechseln, sollte sich diese Fragen stellen:

1. Kann ich es mir leisten, Rechnungen vorzustrecken?
In der privaten Krankenversicherung bezahlen die Versicherten die Rechnungen beim Arzt, Zahnarzt oder Psychotherapeuten selbst. Anschließend reichen sie sie zur Erstattung der Kosten bei der Versicherung ein. Ein Restrisiko, dass die Kasse nicht alles erstattet, besteht. Widerspruch einzulegen ist möglich – allerdings muss man sich selbst darum kümmern und es kann das Arzt-Patientenverhältnis belasten. In der gesetzlichen Krankenversicherung werden die von der Kasse übernommenen Leistungen zwischen der Kasse und den Behandlern abgerechnet. Die Versicherten sind hier außen vor und müssen nichts vorstrecken.

2. Was passiert, wenn ich länger erkranke und Krankengeld beziehe?
Privat Versicherte müssen auch während eines Krankengeldbezugs Beiträge in voller Höhe bezahlen, gegebenenfalls auch den Anteil, den bisher der Arbeitgeber übernommen hat. Wenn man Krankengeld bezieht und dadurch weniger Einkommen hat, kann es zusätzlich belasten, wenn man alle Kosten zunächst selbst zahlen muss, bevor man sie von der Versicherung zurückbekommt.

3. Möchte ich eventuell eine berufliche Auszeit nehmen?
In der PKV bleibt der Beitrag in voller Höhe bestehen, wenn man eine Auszeit nimmt, und er muss komplett selbst getragen werden. Pflichtversicherte Arbeitnehmer in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bleiben im ersten Monat weiter versichert und zahlen in dieser Zeit keine Beiträge. Auch freiwillig versicherte Arbeitnehmer bleiben im ersten Monat versichert. Allerdings bleibt die Beitragshöhe gleich, unabhängig davon, ob der Arbeitgeber einen Zuschuss zahlt oder nicht. Dauert die Auszeit länger als einen Monat, muss man prüfen lassen, wie man sich weiterversichern lassen kann.

4. Plane ich eine Familie zu gründen?
In der PKV muss jede Person mit einem eigenen Beitrag versichert werden, also auch jedes Kind und Ehepartner ohne eigenes Einkommen. In der GKV können dagegen über die Familienversicherung mehrere Familienmitglieder „zum Preis von einem“ versichert werden. Das kann einen erheblichen Preisunterschied ausmachen. Ist ein Elternteil gesetzlich und eines privat versichert, können die Eltern nicht frei entscheiden, ob sie ihr Kind gesetzlich oder privat versichern möchten. Hierfür hat der Gesetzgeber Regeln gesetzt. Ist das Gesamteinkommen des privat versicherten Elternteils regelmäßig höher als das des gesetzlich versicherten Elternteils und das monatliche Gesamteinkommen übersteigt regelmäßig ein Zwölftel der Jahresarbeitsentgeltgrenze? Dann muss das Kind privat versichert werden.

5. Werde ich gegebenenfalls in Teilzeit wechseln?
Wer privat versichert ist und in Teilzeit geht, fällt unter Umständen unter die Versicherungspflichtgrenze und kann auf Wunsch in die gesetzliche Krankenversicherung zurückkehren. Prüfen sollte man dann, was mit den angesparten Altersrückstellungen passiert. Unter Umständen können diese in eine private Krankenzusatzversicherung überführt werden, wenn der private Anbieter dies zulässt.

6. Wie sieht mein Gesundheitszustand aus?
Die Beiträge der privat Versicherten richten sich nach Alter und Gesundheitszustand. Bestehende Krankheiten können zu Risikozuschlägen oder dem Ausschluss bestimmter Leistungen führen. Verändert sich der Gesundheitszustand, wäre manch einer in einem anderen Tarif besser aufgehoben, ein Wechsel ist aber nicht immer problemlos möglich. Während die PKV Versicherte auch ganz ablehnen kann, sind die gesetzlichen Kassen zur Aufnahme neuer Mitglieder unabhängig von deren Gesundheitsstatus verpflichtet. Auch die Beiträge sind unabhängig vom Gesundheitszustand.

7. Welche Leistungen sind mir wichtig?
In der PKV stellt jeder Versicherte weitgehend selbst zusammen, welche Leistungen er versichern möchte. Je höherwertiger der gewählte Versicherungsschutz, umso höher der Beitrag. Deshalb sollte man wissen, dass nicht alle GKV-Leistungen automatisch auch in der PKV versichert sind, sondern dass man diese zusätzlich absichern muss. Dazu zählen Kinderkrankengeld, Mutterschaftsgeld, Mutter-/Vater-Kind-Vorsorge, Haushaltshilfe, Reha-Leistungen oder Psychotherapie. Leistungen zusätzlich abzusichern ist in der PKV möglich. Wichtig ist aber, sich gut beraten zu lassen, welche Leistungen im Tarif enthalten sind – und sich dann ggf. nicht für die günstigste Variante zu entscheiden. In der gesetzlichen Krankenversicherung ist der Leistungskatalog größtenteils gesetzlich festgelegt und steht allen Versicherten offen. Außerdem bieten Krankenkassen Mehrleistungen an, die sich von Kasse zu Kasse unterscheiden. Zusätzlich können gesetzlich Versicherte private Zusatzversicherungen abschließen.

8. Wie lange möchte ich mich binden?
Der Wechsel von einer privaten Krankenversicherung in eine andere ist schwierig, da die so genannten Altersrückstellungen nur schwer zu einer anderen Versicherung „mitgenommen“ werden können. Um Verluste zu vermeiden, bindet man sich daher in der Regel an eine bestimmte Versicherung. Das ist zwar auch bei einer Lebensversicherung so – doch wenn man unzufrieden ist, ist es trotzdem ärgerlich, keine Alternative zu haben. Ist man in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert, kann man zu einer anderen Kasse wechseln, sobald die gesetzliche Bindefrist von 12 Monaten vorbei ist.

9. Welche Beiträge erwarten mich im Alter?
Altersrückstellungen dienen in der PKV dazu, einen im Alter höheren finanziellen Bedarf für medizinische Leistungen auszugleichen. Allerdings werden bei der Berechnung der Prämien auch folgende Aspekte berücksichtigt: die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen, der medizinische Fortschritt und die steigende Lebenserwartung. Deshalb profitieren Jüngere von günstigen Prämien, während diese mit zunehmendem Alter ansteigen. Die anfängliche Ersparnis sollte sich daher langfristig rechnen. In der GKV sind die Beiträge einkommensabhängig. Sinkt in der Rente das Einkommen, verringern sich auch die Beiträge entsprechend.

10. Warum ist es im Alter so schwierig, in die GKV zurückzukehren?
Der Gesetzgeber möchte vermeiden, dass sich junge und gesunde Versicherte aus der Solidargemeinschaft der gesetzlichen Krankenversicherung verabschieden, um Geld zu sparen – und in dem Moment, wo sie hohe Beiträge in der PKV zahlen müssten, weil sie älter oder krank sind, wieder vom Solidarsystem der GKV profitieren möchten.

Fazit: Ein Wechsel will gut überlegt sein

Der Wechsel in die PKV ist eine Entscheidung, die langfristig betrachtet werden sollte. Neben den aktuellen Vorteilen ist es wichtig, mögliche Veränderungen der Lebensumstände zu berücksichtigen. Die Entscheidung sollte sich daher nicht nur auf kurzfristige Ersparnisse, sondern vor allem auf langfristige finanzielle und persönliche Perspektiven fokussieren.