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Kopfschmerzen – oft unliebsamer Alltagsbegleiter

Ein junger Mann leidet unter Kopfschmerzen. Er hält die Hände an die Schläfen und hat den Blick gesenkt. Seine Augen sind geschlossen.

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Erfahre, wie du Kopfschmerzen wirksam begegnest, und entdecke die Bedeutung eines Schmerztagebuchs sowie die neuesten Behandlungsmethoden in unserem Artikel.

19.04.2024

Text: Julia Alber; Foto: Adobe Stock/Prostock-studio; Illustrationen: Katharina Bitzl

Kopfschmerzen können den Alltag enorm einschränken. Laut der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) leiden in Deutschland mindestens drei Millionen Menschen unter täglichen Kopfschmerzen. „Kopfschmerzen, die plötzlich auftreten, stark sind, noch nie so da waren oder auf die normalerweise wirksame Therapie nicht ansprechen, mit Fieber oder anderen Symptomen einhergehen, sind ein Grund, den Arzt aufzusuchen“, rät Dr. Charly Gaul, Facharzt für Neurologie und Spezielle Schmerztherapie von der DMKG. „Basis jeglicher Kopfschmerzbehandlung ist die Aufklärung des Patienten über die Erkrankung und die konsequente Umsetzung nicht-medikamentöser Verfahren wie etwa regelmäßige Entspannungsübungen oder Ausdauersport“, betont er.

Primärer oder sekundärer Kopfschmerz?

Mediziner unterscheiden zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen. Sekundäre Kopfschmerzen sind mit zehn Prozent eher selten. Sie sind Folge einer Erkrankung wie etwa einem grippalen Infekt, abgenutzten Halswirbeln, vereiterten Nasennebenhöhlen oder einer Mittelohrentzündung, deren Schmerzen sich bis in den Kopf ausdehnen können. Auch können sie bedingt sein durch Herz-, Schilddrüsen-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen oder unkontrollierten Bluthochdruck, und sie können sich besonders hartnäckig zeigen nach einem Schädeltrauma oder im Verlauf einer Hirnhautentzündung. „Die Mehrzahl der Kopfschmerzen zählt jedoch zu den primären Kopfschmerzen“, erklärt Neurologe Gaul. Verbreitet sind aus dieser Gruppe die Kopfschmerzen vom Spannungstyp sowie die Migräne. Unter den selteneren Kopfschmerzarten sticht der chronische Clusterkopfschmerz aufgrund seiner Schwere hervor.

Illustration eines Tagebuchs
Ein Schmerztagebuch zu führen, kann bei der Diagnose des Kopfschmerztyps helfen.

Diagnose – ein Schmerztagebuch hilft

Für die Diagnose, um welche Kopfschmerzart es sich handelt, ist es sehr hilfreich, wenn die Betroffenen ein Schmerztagebuch führen. In dieses tragen sie ein, wie sich die Kopfschmerzen anfühlen, wo sie sich lokalisieren, wie stark sie sind, wie lange sie andauern und ob sie mit Begleitsymptomen einhergehen. „Wichtig ist auch, ob Familienmitglieder öfter unter Kopfschmerzen leiden, da wir bei der Migräne um eine genetische Veranlagung wissen“, ergänzt der Facharzt. Neben der Vorgeschichte (Anamnese) stellt die körperliche Untersuchung die wichtigste diagnostische Maßnahme dar. Mittels Magnetresonanztomografie können gegebenenfalls Veränderungen des Gehirns ausgeschlossen werden. Zusatzdiagnostik wird nur gezielt veranlasst, wenn es Hinweise auf eine andere Ursache als eine primäre Kopfschmerzerkrankung gibt.

Spannungskopfschmerz legt sich um den Kopf

Dumpf-drückend äußert sich der Spannungskopfschmerz. Gleich einem Stirnband oder Helm legt er sich um den Kopf. „Der Kopfschmerz vom Spannungstyp ist der häufigste Kopfschmerz in der Bevölkerung“, erklärt Dr. Gaul. Die Beschwerden können von einer halben Stunde bis zu mehreren Tagen anhalten. Sie verstärken sich bei körperlicher Aktivität nicht und gehen auch meist ohne Begleitsymptome einher.

Man geht heute davon aus, dass die körpereigene Schmerzhemmung beim Spannungskopfschmerz gestört ist. Eine wichtige Rolle beim Entstehen spielt Stress – in der Folge spannt sich die Nackenmuskulatur an. Häufig treten die Schmerzen nach einem stressigen Tag auf. Bei Frauen spielen außerdem Hormonschwankungen eine Rolle.

Migräne beschränkt sich meist auf eine Kopfhälfte

„Die Migräne beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit oft am meisten und führt am häufigsten dazu, dass ärztliche Behandlung notwendig wird“, führt Charly Gaul aus. Das Risiko, zu erkranken, wird vererbt. In Deutschland sind 18 Prozent der Frauen und unter sechs Prozent der Männer davon betroffen.

Zwischen dem 20. und 45. Lebensjahr kommt es am häufigsten zu Migräneanfällen. Meistens beschränken sich die hämmernden, pulsierenden Schmerzen auf eine Kopfhälfte, sie treten anfallsartig auf und halten zwischen vier und 72 Stunden an. „Das Besondere an der Migräne ist“, erklärt Neurologe Gaul, „die Schmerzen werden bei körperlicher Anstrengung stärker, und als Begleitsymptome treten unter anderem Übelkeit sowie Empfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm und Gerüchen auf.“ 15 Prozent der Betroffenen erleben vor dem eigentlichen Kopfschmerz eine sogenannte Aura mit Seh- und Sprachstörungen, seltener auch Taubheit eines Armes oder Beines.

Illustration der Kopfschmerztypen
Jeder Kopfschmerztyp breitet sich anders aus: Migräne, Spannungskopfschmerz und Clusterkopfschmerzen (von links).

Bei einem Migräneanfall werden im Bereich des Gesichtsnervs (Trigeminus) Botenstoffe aktiviert, was zu einer Überempfindlichkeit der Nervenzellen der Hirnrinde führt. „Als bedeutsamster Botenstoff gilt derzeit CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide), der im Migräneanfall im Blut nachweisbar steigt“, merkt Facharzt Gaul an. Die Auslöser einer Migräne können vielfältig sein, vom Wetterwechsel über eine Änderung des Schlaf-wach-Rhythmus bis hin zu Hormonschwankungen. Auch auf Lebensmittel kann ein Anfall zurückgeführt werden oder gar auf einen Stressabfall wie bei der Wochenendmigräne.

Clusterkopfschmerz konzentriert sich um Schläfe und Auge

Der Clusterkopfschmerz geht mit einem sehr hohen Leidensdruck einher und betrifft in Deutschland schätzungsweise 120.000 Menschen. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die halbseitigen, unerträglichen Kopfschmerzen konzentrieren sich um Schläfe und Auge, dauern meist zwischen 15 und 180 Minuten an und treten mehrmals am Tag auf. Typisch für diesen Kopfschmerz sind auch eine laufende Nase und tränende Augen. Die Krankheit hat eine jahreszeitliche Rhythmik, die Schmerzen treten oft im Herbst oder Frühjahr auf. „Es gibt Hinweise, wonach schmerzleitende Bahnen im Bereich eines Gesichtsnervs gereizt werden“, erklärt Dr. Charly Gau. Alkohol, grelles Licht, Lebensmittelzusatzstoffe können Auslöser sein.

Medikamente helfen

Migräne wie auch den Clusterkopfschmerz zu heilen, ist aktuell nicht möglich. Als hilfreiches und spezifisches Migränemittel zur Akuttherapie haben sich Triptane etabliert. „Diese hemmen die Ausschüttung der Botenstoffe“, ergänzt Gaul und führt weiter aus: „Auch neue medikamentöse Therapien, wie etwa monoklonale Antikörper, kommen zum Einsatz.“ Die Präparate werden alle ein oder drei Monate unter die Haut gespritzt oder per Infusion verabreicht.

Auch beim Clusterkopfschmerz kommen Triptane zum Einsatz, die wie bei der Migränetherapie unter die Haut injiziert werden. Zudem hilfreich: Nasenspray zur örtlichen Betäubung und das Einatmen von Sauerstoff. Bei Spannungskopfschmerzen kann schon Pfefferminzöl, auf Schläfen und Nackenmuskulatur aufgetragen, helfen. Den Schmerz schalten auch Analgetika, wie etwa Paracetamol oder Ibuprofen, aus. Dr. Charly Gaul warnt jedoch: „Nicht zu häufig Kopfschmerzmedikamente einnehmen. Daraus kann sich ein chronischer Kopfschmerz entwickeln. Das Risiko steigt ab zehn Einnahmetagen im Monat insbesondere bei der Migräne an.“ Durch die zu häufige Einnahme des Migränemittels Triptanen oder Schmerzmitteln kann eine zunehmende Empfindlichkeit der Nervenzellen im Hirnstamm entstehen und es kommt zu dem paradoxen Effekt der Häufigkeitszunahme der Migräne.

Weg mit dem Schmerz dank KopfschmerzCoach

Ein guter Weg, um Kopfschmerzen vorzubeugen, sind genügend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung nebst genügend Flüssigkeitszufuhr sowie der Verzicht auf Koffein, Alkohol und Nikotin. „Auch Stressbewältigungstrainings oder psychotherapeutische Verfahren zeigen sehr gute Effekte auf die Kopfschmerzfrequenz“, betont Dr. Charly Gaul. Auf der Grundlage neuester medizinischer Standards hat der Neurologe ein innovatives telemedizinisches Betreuungsprogramm entwickelt: den „KopfschmerzCoach“. Die Bosch BKK bietet ihren Versicherten gemeinsam mit Thieme TeleCare dieses Programm an. Von Kopfschmerzen Betroffene begleitet es über zwölf Monate mit individuellen persönlichen psychologischen Coachings, einer digitalen App und bei Bedarf mit ärztlichen Kopfschmerzfachleuten. Infos unter: bosch-bkk.de/kopfschmerzcoach

Die Bosch BKK fördert darüber hinaus auch die Teilnahme an qualitätsgeprüften Entspannungskursen. Sie erstattet 100 Prozent der Kursgebühren, bis maximal 80 Euro pro Kurs – und das zweimal im Jahr. Mehr dazu unter: bosch-bkk.de/gesundheitskurse