Die Zeit, sich selbst zu entdecken
Warum dieser Artikel interessant für Dich sein könnte
Dieser Artikel beleuchtet die Wechseljahre und zeigt, wie Frauen diese Lebensphase mit einer gesunden Ernährung, Bewegung und gezielten Strategien meistern können. Mit praktischen Tipps und persönlicher Reflexion unterstützt der Beitrag eine bewusste und positive Auseinandersetzung mit den körperlichen und psychischen Veränderungen.
23.01.2025
Text: Petra Mostbacher-Dix; Fotos: Adobe Stock/SHOTPRIME STUDIO, Verena Müller
Natalie Oerleke, Sabine Gabel und Anja Stolze beschäftigen sich bei der Bosch BKK mit den Themen Wechseljahre und Frauengesundheit. Nachdem dies in der Öffentlichkeit lange ein Tabu war, wird nun endlich darüber gesprochen, sogar im Bundestag.
Wie kam es zu der Initiative?
Oerleke: Nicht nur, weil es uns selbst betrifft. Das Thema nimmt Fahrt auf, gesellschaftlich, politisch, auf deutscher und europäischer Ebene. Die vielen Gesichter der Wechseljahre sind kaum bekannt. Man denkt, so ab 50 wird die Regel unregelmäßig, Hitze wallt durch den Körper, Frau schläft schlecht, hat Stimmungsschwankungen, vielleicht noch Gedächtnisprobleme, also Brain Fog. Aber da ist viel mehr.
Stolze: Wir spüren, dass auch im Arbeitskontext Frauengesundheit zunehmend ein Thema ist. Frauen sind ein Wirtschaftsfaktor, die Menopause hat ökonomische und soziale Folgen über individuelle gesundheitliche Beschwerden hinaus. In Umfragen zu unseren digitalen Gesundheitsförderungsangeboten tauchte das Wort oft auf. Impulse kamen auch vom Unternehmen. Also war schnell klar, das gehört in unser Präventionsprogramm des betrieblichen Gesundheitsmanagements.
Gabel: Wir möchten aufklären und sensibilisieren. Das Klimakterium verläuft individuell. Schon Anfang vierzig kann es losgehen. Viele bringen Symptome wie Gelenkschmerzen, Erschöpfung oder starke Gereiztheit gar nicht in Verbindung mit den Wechseljahren. Frauen sind in dieser Lebensphase oft mehrfach belastet – Job, Mutter, Pflegende der Eltern. Umso wichtiger, dass sie schon frühzeitig Bescheid wissen, um gut durch diese Phasen zu gehen – mit den Säulen der Prävention: Bewegung, Ernährung und psychische Gesundheit.
Oerleke: Ich wünsche mir, dass wir wegkommen von dem „Da musst Du eben durch“. Klar müssen wir das. Manche tun das problemlos. Wechseljahre sind keine Krankheit. Doch wer Beschwerden hat, kann eine Strategie für sich entwickeln und ist den körperlichen Veränderungen nicht ausgeliefert. Manchmal erkennt man sich selbst nicht wieder. Frauen können auch psychische Probleme bekommen oder sind durch den Mangel an schützendem Östrogen anfälliger für Herz-Kreislauf-Probleme. Wer das weiß, vermeidet eine Odyssee von Arzt zu Ärztin, kann sich gezielter an Gynäkologin oder Gynäkologen wenden.
Welche Ratschläge habt ihr für Frauen?
Gabel: Aus Sicht der Prävention gilt Bekanntes: gesunde Ernährung, Entspannung, genügend Schlaf, ausreichend Bewegung sowie Krafttraining und bei Bedarf Medikation. Die Wechseljahre sind eine Zeit, um sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, zu lesen, auszuprobieren, was für einen funktioniert. Manchmal helfen Nahrungsergänzungsmittel, denn bestimmte Nährstoffe können unseren Stoffwechsel positiv unterstützen in dieser Phase. Aber nicht einfach so, sondern mit ärztlicher Begleitung.
Oerleke: Bioidentische Hormone können manchen helfen. Aber stets sollten Patientinnen mit Gynäkologin oder Gynäkologen schauen, was für sie passt. Gerade in dieser Lebensphase merken wir, wie wichtig eine individuelle Strategie für das persönliche Wohlbefinden ist. Ich lerne mich noch mal ganz neu kennen. Das hat auch etwas Positives.
Werfen wir den Blick nochmals auf die Ernährung. Was ist wichtig in dieser Zeit?
Gabel: Man muss nicht von heute auf morgen alle Brezeln streichen, aber die ein oder andere Gewohnheit hinterfragen. Statt weißen Brots und weißer Nudeln zur Vollkornvariante greifen, mehr Ballaststoffe, Gemüse und pflanzliche Proteine essen. Und: Zucker reduzieren, am besten keine Softdrinks, um so Spitzen im Blutzuckerspiegel zu vermeiden. Wenn dieser hochschießt und schnell absinkt, kommen Heißhungerattacken. Ändere ich meine Essroutinen, habe ich mehr Energie, beuge Gewichtszunahme vor, werden Haut und Haare besser. Und nicht zuletzt profitiert unser gesamter Darm davon.
Stolze: Es geht nicht um Verbote, auch Schokolade darf sein – am besten dunkle. Nüsse sind eine sehr gute Snackvariante. Vor allem eine gesunde. Ich habe zum Beispiel im Büro immer ein kleines Glas mit meinen Lieblingsnüssen deponiert.
Und wie den bekannten Schweinehund überwinden?
Stolze: Bloß keine Höchstleistungen – weg vom Zwang zur gnadenlosen Selbstoptimierung und zum Perfektionismus! Mit Geduld und Spaß die Dinge angehen und eine gute Balance finden. Knochengesundheit braucht Bewegung! Aber weniger eine ausdauernde als auch Kraft: Starke Muskeln stützen die Knochen und das Immunsystem. Und verbrauchen Kalorien: Muskeln sind kleine Kraftzentralen, die uns anfeuern und Fett verbrennen. 150 Minuten Bewegung in der Woche plus Krafttraining wird empfohlen. Sport kann man in kurzen Sequenzen im Alltag einbauen. Ich bin überzeugt, dass jede Person etwas findet, das ihr Freude bereitet: Yoga zum Runterkommen, Tanzen oder Schwimmen. Oder einen unserer vielseitigen Gesundheitskurse raussuchen.
Oerleke: Und spazieren gehen – Natur, Wald, Bäume, Wiesen heben die Laune. Humor und Lachen streicheln die Psyche. Außerdem habe ich eine kurze Yoga-Routine, die ich jeden Abend mache. 15 Minuten – mehr nicht. Das kann ich locker in meinen Alltag einbauen.
Mehr erfahren
Mehr Informationen zum Thema gibt es bei der Deutschen Menopause Gesellschaft und in unserem Online-Magazin unter bosch-bkk.de/wechseljahre.