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Wald: Bad für die Gesundheit

Spaziergängerin im Wald

Fotos: AdobeStock Fotolyse, Christian, itestro, Olena Yakobchuk, motivthueringen, Sergnester

Wald ist nicht nur die Lunge unseres Planeten, sondern auch gut für die Gesundheit jedes Einzelnen. Er fördert die Genesung von Kranken und ganz allgemein das körperliche und seelische Wohlbefinden. Ein Ausflug ins Grüne.

Was das Bad angeht, hat jeder Mensch so seine eigenen Vorlieben. Der eine badet in der Sonne, der andere im Geld und dritte ausgiebig in der Menge. In Japan baden immer mehr Menschen gerne und vor allem regelmäßig im Wald. Es gibt seit 1982 dafür sogar einen eigenen Begriff: Shinrin Yoku, was übersetzt so viel heißt wie „ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“. Das Waldbad ist für die Japaner inzwischen fester Teil des staatlich geförderten Gesundheitswesens und wird dort hauptsächlich als probates Mittel gegen zu viel Stress verordnet. Mittlerweile ist Waldbaden auch hierzulande ein Trend. Im Taunus gibt es inzwischen sogar eine Waldbademeisterin und viele Regionen wie der Nationalpark Hainich werben offensiv mit der Möglichkeit, ausgiebig im Wald baden zu können.

Bambuswald
Japanischer Bambuswald: Für die Japaner ist das Waldbad fester Teil des staatlich geförderten Gesundheitswesens.

Gesundbrunnen und Inspirationsquelle

Dabei ist das Wissen um die besondere Wirkung des Waldes nicht wirklich neu. Kelten und Germanen verehrten den Wald als Heiligtum, für die deutschen Romantiker war der Wald ein Quell der Inspiration, und auch heute noch gehen viele Menschen in den Wald, um Abstand vom Alltag zu gewinnen. Wald ist erhebend, belebend – und gesund. Eine unlängst erschienene Studie aus Großbritannien konnte zeigen, dass bereits zwei bis zweieinhalb Stunden pro Woche im Grünen nachweislich das körperliche und psychische Wohlbefinden steigern.

Bad Kissingen
Bad Kissingen: Der Stresslevel sinkt, der Puls wird ruhiger.

Licht, Luft und Ruhe

Was genau den Wald zum Gesundbrunnen macht, ist hingegen noch nicht vollends erforscht. Fest steht: Die reine Luft des Waldklimas, angereichert mit ätherischen Ölen und mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit, ist gut für die Atemwege, das Herz-Kreislauf-System und die Haut. Die Sauerstoffversorgung der Zellen wird verbessert und der Blutfluss aktiviert. Die auch im Sommer eher kühlen Temperaturen steigern die körperliche Leistungsfähigkeit und stärken das Immunsystem. Der federnde und flexible Waldboden schont Rücken und Gelenke. Und das Licht im Wald mit seinem besonderen Spiel zwischen Licht und Schatten wirkt beruhigend auf unsere Nerven. Die erhabene Schönheit der Bäume, die Ruhe und die besonderen Geräusche des Waldes sind eine Wohltat für die Psyche. Es werden weniger Stresshormone wie Kortisol ausgestoßen, der Stresslevel sinkt und der Puls wird messbar ruhiger, wie japanische Forscher nachgewiesen haben.

Bayerischer Wald
Bayerischer Wald: Auch ohne den Titel eines Kur- oder Heilwalds etwas ganz Besonderes.

Pionierprojekt an der Ostsee

In der Medizin wird der Wald deshalb seit geraumer Zeit als therapeutisches Mittel eingesetzt, insbesondere bei Menschen mit Atemwegserkrankungen oder psychischen Problemen. Waldtherapie gilt zudem als wirksam in der Prävention oder als probate Reha-Maßnahme nach überstandener Krankheit. Allerdings ist nicht jeder Stangenwald für diese Zwecke geeignet. Ein Heilwald muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen, die ihn zu einem Behandlungsraum unter Bäumen qualifizieren. Auf Usedom wächst momentan der erste Heilwald in Deutschland und sogar ganz Europa. Es handelt sich dabei um ein 187 Hektar großes Waldstück auf dem Gebiet des Ostseebades Heringsdorf. Unter den prächtigen Kiefern und Buchen entlang der Küste wurden spezielle Wege sowie Ruhe- und Bewegungsstationen eingebaut. Handys sind in diesem „Gesundheitsstudio der Natur“ verboten. Das Geheimnis dieses Walds: ein besonderes Reizklima aus See- und Waldluft.

Grüne Kur mit Tradition

Man muss allerdings nicht nach Usedom reisen, um die heilsame Wirkung von Wäldern zu genießen. In ganz Deutschland gibt es viele besondere Wälder, auch wenn diese vielleicht nicht explizit als Kur- oder Heilwald gekennzeichnet sind. Der Bayerische Wald beispielsweise, der Nationalpark Kellerwald oder auch der Steigerwald mit seinen uralten Buchen. Oder die abwechslungsreichen Wälder im nördlichen Schwarzwald, die als „Kurlandschaft“ bei erholungsbedürftigen Städtern schon immer sehr beliebt waren. Und in Bad Lippspringe am Rande des Teutoburger Waldes gibt es bereits seit dem 19. Jahrhundert einen berühmten Kurwald.

Usedom
Usedom: Der erste Heilwald in Deutschland und sogar ganz Europa.

Wald für alle

Wo keine geeigneten Wälder in der Nähe sind, können großangelegte Parkanlagen eine erholsame Alternative sein. In den meisten heilklimatischen Kurorten wurden besondere Gartenanlagen als Anlaufstelle für erholungsbedürftige Gäste geschaffen. Häufig finden sich darin auch Kurhäuser, Badehallen, speziell angelegte Wege oder Freiluftbühnen für Veranstaltungen. Viele dieser Grünanlagen sind schon mehrere hundert Jahre alt, wie zum Beispiel der berühmte Kurpark in Bad Kissingen, der bereits im 18. Jahrhundert angelegt wurde und später von König Maximilian II zu einem Kurpark erweitert wurde. Die gute Nachricht aber ist: Jeder kann unabhängig von sozialem Status und Vermögen von der wohltuenden Wirkung des Waldes profitieren, denn alle Wälder sind in Deutschland öffentlich zugänglich. Man muss also nicht unbedingt professionell im Wald baden oder nach Usedom reisen. Auch ein regelmäßiger Spaziergang im nahegelegenen Stadtwald kann Wunder wirken.