Verhütung: Die häufigsten Methoden im Vergleich
Text: Stephanie Arns; Fotos: Monika Wisniewska– stock.adobe.com, tatomm – stock.adobe.com, ©iStock.com/Hirurg
Neben der Anti-Baby-Pille gibt es zahlreiche Methoden zur Verhütung. Ein Frauenarzt erläutert die Vor- und Nachteile.
Vor 60 Jahren trat die „Pille“ aus den USA ihren Siegeszug an – eine Revolution für die Familienplanung weltweit. Heute zählt sie zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verhüten hierzulande etwa 75 Prozent der Frauen hormonell, davon die überwiegende Anzahl mit der Pille. Daneben gibt es zahlreiche Methoden auf mechanischer und chemischer Basis. Verglichen mit denen zu Zeiten unserer Großmütter sind sie allesamt sicherer und komfortabler. Dennoch bleibt Verhütung ein sensibles Thema. Auch hängt sie von einigen Begleitumständen ab: dem Lebensalter, vom späteren Kinderwunsch und vom gesundheitlichen Zustand. „Vielen Frauen wird das erst klar, wenn sie in der Praxis sind“, weiß der Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte Christian Albring aus seiner langjährigen Erfahrung als Frauenarzt zu berichten. „Daher ist eine eingehende Beratung so wichtig“.
Die Pille ist Spitzenreiter
Die Frauen, die in Dr. Albrings Praxis kommen, wünschten sich in erster Linie eine Methode, die zuverlässig ist und mit der sie gut zurechtkommen. „Meistens fällt die Wahl auf die Pille“. Bei den klassischen Östrogen-Gestagen-Präparaten wird der Eisprung unterdrückt und der Schleim um den Muttermund verdickt – sodass keine Spermien mehr eindringen können. Es gibt die Pille mittlerweile in der vierten Generation, ihre Zusammensetzung und Dosierung wurden im Laufe der Zeit immer wieder angepasst. Mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 0,9 ist sie ein sehr sicherer Empfängnisschutz. Der Wert gibt an, wie viele von 100 gebärfähigen Frauen mit einer bestimmten Methode innerhalb eines Jahres bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr schwanger werden. Je kleiner die Zahl, umso sicherer.
Abwägung zwischen Sicherheit und Nebenwirkungen
Der Eingriff in den weiblichen Hormonhaushalt kann jedoch auch Nebenwirkungen haben: Übelkeit, Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Haarausfall, Stimmungsschwankungen, veränderte Libido und – wenn auch sehr selten – ein erhöhtes Thromboserisiko. Ein Hormonpräparat wie die Pille muss daher von einem Arzt verschrieben werden. „Nach sorgfältiger Abwägung zwischen Sicherheit und möglichen Nebenwirkungen“, bestätigt Albring. Alter, Vorerkrankungen und familiäre Belastungen spielten dabei eine Rolle. Aber auch Übergewicht und Tabakkonsum, denn beides erhöht die Gefahr von Blutgerinnseln, insbesondere ab 35 Jahren. Auch wenn Patientinnen unter Migräne, Hormonstörungen oder psychischen Problemen leiden, müsse dies einbezogen werden. Zu beachten sind auch mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Die Angst vieler Frauen, dass die Pille eine spätere Schwangerschaft erschwere, ist nach Ansicht vieler Experten jedoch unbegründet. Diese sei theoretisch innerhalb von drei Monaten wieder möglich. Klappt es nach über sechs Monaten immer noch nicht, sollte abgeklärt werden, ob generell eine hormonelle Störung vorliegt.
Die Optionen zur hormonellen Verhütung
Wer nicht täglich an die Einnahme der Pille denken will, hat zahlreiche andere Möglichkeiten: Ein Verhütungspflaster, das im Wochenrhythmus aufgeklebt wird, gibt kontinuierlich Hormone über die Haut ab. Nach einem ähnlichen Prinzip wirkt der hormonhaltige Vaginalring, der selbst in die Vagina eingelegt und nach drei Wochen ausgewechselt wird. Beim Hormonimplantat hingegen muss ein Eingriff vom Arzt vorgenommen werden. Dabei wird ein Stäbchen an der Innenseite des Oberarms implantiert und gibt dort bis zu drei Jahre lang seine Wirkstoffe ins Blut ab. Der Vorteil all dieser Methoden ist, dass Magen-Darmprobleme oder Erbrechen den Verhütungsschutz nicht beeinträchtigen. Eine weitere Langzeitmethode ist die Hormonspirale, die vom Arzt in die Gebärmutter eingesetzt wird und dort je nach Modell drei oder fünf Jahre lang verbleibt. „Die Hormonspirale kommt häufiger ins Gespräch, weil sie keine Östrogene enthält und deshalb sogar bei Frauen verwendet werden kann, die ein erhöhtes Thromboserisiko haben. Auch wird die Regelblutung schwächer und kürzer“, erläutert Albring. Das Risiko bei der Hormonspirale ist, dass sie durch die Menstruationsblutung ausgestoßen werden kann.
Die Kupferspirale – zuverlässig und hormonfrei
Bei der nicht-hormonellen Empfängnisverhütung ist vor allem die Kupferspirale gefragt. Es ist ein T-förmiges Stäbchen, das in die Gebärmutter eingesetzt wird. Die Kupfer-Ionen machen die Spermien unbeweglich. Durch eine „sterile Entzündung“ verändert sich zudem die Gebärmutterschleimhaut, so dass sich befruchtete Eizellen nicht einnisten können. Die Spirale kann bis zu fünf Jahre dort verbleiben, sie ist also ein Mittel zur Langzeitverhütung. „Kupferspiralen sind extrem zuverlässig und dabei hormonfrei.“ Doch auch bei der Spirale müssten laut Albring Risiken bedacht werden – etwa, dass die Gebärmutter zu groß ist, die Spirale nicht korrekt liegt oder aber ausgestoßen wird. Die Blutung wird mit der Spirale fast immer stärker, manchmal auch schmerzhafter und dauert länger an. Für Frauen, die unter Menstruationsbeschwerden leiden, ist sie daher nicht geeignet.
Was ist bei natürlicher Verhütung zu beachten?
Viele Frauen haben den Wunsch, auf eine natürliche Art zu verhüten. Um die unfruchtbaren Tage zu ermitteln, muss regelmäßig die morgendliche Aufwachtemperatur gemessen werden. Diese ist in der ersten Zyklushälfte bis zum Eisprung niedriger – etwa zwei Tage danach steigt sie um 0,2 bis 0,4 Grad an. Die Methode der Temperaturmessung müsse jedoch erst einmal drei bis vier Zyklen lang erprobt werden, so Albring. Unregelmäßige Schlafzeiten, Alkohol, Infektionen oder Stress haben Einfluss auf die Körpertemperatur. Auch gibt er zu bedenken: „Die fruchtbaren Tage fangen etwa fünf Tage vor dem Eisprung an.“ Zu diesem Zeitpunkt gebe es noch keinen Temperaturanstieg, nur erste Veränderungen beim Zervixschleim. Dessen Beschaffenheit müsse daher genauestens beobachtet werden. Paaren empfiehlt er, an den fruchtbaren Tagen (bereits wenige Tage nach der Menstruation) entweder auf Sex zu verzichten oder mit Barrieremethoden wie Kondom oder Diaphragma zu verhüten. Dies ist eine Kappe aus einer Latex- bzw. Silikonmembran, die vor dem Geschlechtsverkehr eingeführt und zusätzlich mit einem spermienhemmenden Gel bestrichen wird. Alles in allem ist natürlicher Empfängnisschutz relativ unsicher. Der Pearl-Index schwankt hier zwischen 3 bis 15, abhängig davon, mit welchen Methoden er ergänzt wird.
Wohin geht der Trend?
„Viele Frauen interessieren sich für natürliche Verhütung, aber meist ist diese im Alltag mit zu viel Aufwand verbunden und zu unzuverlässig“, resümiert Frauenarzt Albring. Die meisten, die einen sicheren Langzeitschutz wünschen, verhüten daher – neben der Pille – mit Hormon- oder Kupferspiralen. Hormonpflaster, Vaginalring oder Implantat würden hingegen eher selten empfohlen. Bei spontanem Sex kommt häufig das Diaphragma zum Einsatz. Ebenso das klassische Kondom. Das „Femidom“ für die Frau, das die Vagina auskleidet, hat sich indes nicht durchgesetzt. Auch die Kosten für die Verhütung können eine Rolle spielen. Bis zum 22. Lebensjahr übernehmen die Krankenkassen die Ausgaben für Pille bzw. Kupferspirale. Bezogen auf die Liegedauer sei die Spirale die günstigste Verhütung. Hormon-Implantate indes sind teuer und werden von den Kassen nicht übernommen. Viele Paare, so Albring, denken nach abgeschlossener Familienplanung über die Sterilisation eines Partners nach. Verhütung ist ein vielschichtiges Thema – es muss den individuellen Bedürfnissen und der Lebenssituation gerecht werden.
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