Rote Stellen am Körper – Was habe ich?
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Erfahre, wie man Gürtelrose von Schuppenflechte unterscheiden kann, einschließlich deren Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Eine Ärztin gibt wichtige Tipps zur Vorbeugung und Impfung.
26.07.2024
Text: Katrin Schenk; Fotos: Adobe Stock/Hanna Haradzetska, Adobe Stock/helivideo, Adobe Stock/ryanking999, Photocase.de/Eliza
Das Internet ist für viele Patientinnen und Patienten die erste Anlaufstelle in Sachen Selbstdiagnose. Doch ein flüchtiger Blick führt schnell dazu, dass man zwei grundsätzlich unterschiedliche Hautkrankheiten verwechselt. Schaut man sich als Laie zum Beispiel Fotos von Schuppenflechte oder Gürtelrose an, kann man die beiden Hautkrankheiten nicht immer gleich unterscheiden. Dabei gibt es klare Merkmale. Dr. Anja Schäfers, Dermatologin aus Reutlingen, weiß Bescheid.
„Gürtelrose und Psoriasis haben nichts miteinander zu tun; es sind tatsächlich zwei völlig unterschiedliche Hauterkrankungen. Auch die Entstehung beruht auf unterschiedlichen Faktoren“, sagt Dr. Anja Schäfers, Vorstandsmitglied des Berufsverbands Deutscher Dermatologen Baden-Württemberg. Weiter erläutert sie: „Geht man vom Erscheinungsbild der Erkrankung aus, so sind es im Besonderen drei Merkmale, an denen auch schon ein Patient selbst erkennen kann, ob eine Gürtelrose oder eine Psoriasis vorliegen könnte.“
Drei Merkmale zeigen den Unterschied
Zum einen ist da die „Effloreszenz“, also das typische Erscheinungsbild, „die Art“ der veränderten, erkrankten Hautstelle. „Der Herpes zoster – deutsch Gürtelrose – weist kleine Bläschen auf, die Haut ist hochrot.“ Diese Bläschen sitzen dicht gruppiert nebeneinander und enthalten Flüssigkeit. Die Schuppenflechte, also die Psoriasis, zeichnet sich hingegen durch eine Hautschuppung auf rötlichem Grund aus. „Wir sprechen bei den roten Hautschuppungen von Plaques“, sagt Schäfers. Solche rötlich-schuppenden, scharf abgegrenzten Plaques können stecknadelgroß sein, sie können aber auch – bei einem schweren Verlauf – mehr als handtellergroß werden. Die Plaques können sich ganz vereinzelt am Körper befinden. Bei einem schweren Grad der Psoriasis gehen sie fast ineinander über.
Symmetrisch oder auf eine Körperhälfte beschränkt
Das zweite Merkmal ist die Verteilung der roten Hautpartien. „Bei der Psoriasis sind die Plaques in aller Regel symmetrisch angelegt.“ Das heißt, dass erkrankte Stellen beispielsweise an den Ellenbogen oder Knien, in der Kopfhaut, in Hautfalten, aber auch an allen anderen Stellen des Körpers in etwa gleichmäßig verteilt auf der linken und rechten Körperhälfte auftreten. Die Gürtelrose hingegen entsteht „halbseitig“, also nur auf einer Seite des Körpers und bleibt dabei im Normalfall auf eine bestimmte, lokalisierte Hautregion beschränkt. Diese Hautregion wird Dermatom genannt und entspricht dem Versorgungsgebiet eines Hautnervs. Früher sprach man in Deutschland auch von der Gürtelflechte oder dem Feuergürtel, was auf die Anordnung der Bläschen als Strang hinweist.
Juckreiz oder starker Schmerz
„Das dritte Unterscheidungsmerkmal ist die Art des Schmerzes“, so Dr. Schäfers. „Die Schuppenflechte löst keinen Schmerz aus, sie juckt meist leicht, es muss aber auch kein übertriebener Juckreiz sein.“ Wenn jemand Gürtelrose hat, „dann ist das in der Regel sehr schmerzhaft. Es handelt sich um einen Nervenschmerz: einen ziehenden Schmerz, oft begleitet von unangenehmen Missempfindungen bei Berührung, manchmal schon ausgelöst durch die Kleidung. Das kann kribbeln oder bis zu einem Taubheitsgefühl gehen. Der Schmerz entsteht durch von Viren geschädigte Nervenzellen, deren Zellkern nahe des Rückenmarks sitzt.“ Er tritt im betroffenen Dermatom auf. Die Schmerzen der Gürtelrose müssen möglichst schnell gelindert werden. „Ansonsten kann es sein, dass ein Schmerzgedächtnis entsteht und die Schmerzen lange bestehen bleiben.“
Was sind die Ursachen für Gürtelrose und Schuppenflechte?
„Gürtelrose hat nichts mit einer genbedingten Veranlagung zu tun, sondern entsteht durch eine erneute Aktivierung von Viren, die wir durch Windpocken bekommen. Diese bleiben in Nervenzellen unseres Körpers lebenslang bestehen. Sie werden durch Mechanismen unseres Immunsystems unterdrückt. Werden sie reaktiviert, dann ist das der Ursprung der Gürtelrose“, erklärt Dr. Schäfers die Ursache für Herpes zoster.
Was der genaue Auslöser für Schuppenflechte ist, konnten Wissenschaftler bisher noch nicht vollständig klären: Neben einer erblichen Veranlagung spielen bei der Autoimmunerkrankung jedoch auch Infektionen, Stress, Geografie oder andere Faktoren für den Ausbruch eine Rolle. Die Hauterkrankung ist nicht ansteckend.
Beide Hautkrankheiten können in jedem Alter auftreten
Grundsätzlich kann man sagen, dass beide Hautkrankheiten in jedem Alter auftreten können, es gibt aber jeweils typische Altersverläufe. In manchen Medizinbüchern steht noch, dass Schuppenflechte erst ab 18 Jahren üblich ist. Dr. Schäfers sagt dazu: „Psoriasis kann auch bei Kindern auftreten, es gibt aber zwei Altersgipfel: In 70 Prozent der Fälle treten die ersten Hautveränderungen in der Adoleszenz auf. Dann gibt es einen zweiten ‚Peak‘ im Alter zwischen 55 und 65 Jahren.“
Auch Gürtelrose kann theoretisch in jedem Alter auftreten – „die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung steigt aber mit dem Alter“, so Schäfers. „Oder aber wenn unser Immunsystem durch Krankheit, Stress oder auch bestimmte Medikamente geschwächt ist, kommt es gerne zu einem Ausbruch der Gürtelrose.“
Gürtelrose ist ansteckend und kann Schäden hinterlassen
Wenn eine Gürtelrose auftritt, so Dr. Schäfers, dann sollte innerhalb von 72 Stunden eine Behandlung erfolgen. „Es gilt, den Virenausbruch rasch zu stoppen, um den Schaden in den Nervenzellen zu minimieren.“ Herpes zoster ist ansteckend, aber nicht hochansteckend: „Ansteckend ist vor allem die Flüssigkeit in den Bläschen.“ Die Reutlinger Dermatologin schreibt Patientinnen oder Patienten häufig krank beziehungsweise richtet sich auch nach den Lebensumständen der Betroffenen und wie sich jemand fühlt. „Der Kontakt mit Schwangeren und kleinen Kindern sollte unbedingt gemieden werden, denn man kann mit einer Gürtelrose jemanden auch mit Windpocken anstecken. Es handelt sich um das gleiche Virus. Auch wenn eine Seniorin zum Beispiel Enkel hat, die sie regelmäßig betreut, dann muss man da einfach Abstand zueinander halten und den Besuch verlegen.“
Eine Gürtelrose in bestimmten Gebieten, zum Beispiel im Bereich der Gesichtsnerven, kann auch so gefährlich sein, dass bleibende Schäden entstehen können. Daher richtet sich die Behandlung nach der Schwere der Erkrankung: Von leichten Fällen, die unser Immunsystem selbst in den Griff bekommt, bis hin zur Einweisung ins Krankenhaus mit Infusionstherapie gibt es eine breite Bandbreite an Therapienotwendigkeiten. „Ich sage zu meinen Patienten auch oft: ‚Sie sind krank, unterschätzen Sie das nicht. Stärken Sie Ihr Immunsystem und ruhen Sie sich aus.‘“
Eine Impfung kann vor Gürtelrose schützen
„Ich bin Impfbefürworterin und ich würde jedem raten, sich gegen Gürtelrose impfen zu lassen“, sagt Dr. Anja Schäfers. Sie habe Patientinnen und Patienten, die froh waren, dass sie geimpft sind. „Gürtelrose kann am Auge auftreten, mit erschreckenden Folgen wie Gefährdung des Augenlichts; dagegen schützt eine Impfung.“ Beim verabreichten Impfstoff handelt es sich um einen Totimpfstoff. „Das heißt, nicht das eigentliche Virus, sondern nicht reproduktionsfähige, pharmazeutisch hergestellte Virenanteile werden injiziert.“
Behandlung der Schuppenflechte hängt vom Schweregrad ab
Wer unter Schuppenflechte leidet, hat verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. Diese hängt meistens vom Schweregrad ab. Bei einer leichten Psoriasis hilft meist die Pflege der veränderten Hautstellen mit rückfettenden Salben, Cremes oder Lotionen. Sie halten die Haut geschmeidig, schützen sie vor Verletzungen und lindern den Juckreiz. Manche Produkte enthalten auch Wirkstoffe, die gegen die Hautschuppung helfen sollen, wie Urea oder Salicylsäure.
Ist die Haut etwas stärker betroffen, werden Medikamente zum Auftragen wie Cremes, Salben, Lotionen oder Schaum empfohlen. Diese enthalten meist Kortison oder sogenannte Vitamin-D3-Analoga.
Lichttherapien kommen bei mittelschwerer oder schwerer Psoriasis zum Einsatz, insbesondere wenn eine äußerliche Behandlung allein nicht ausreicht. Dabei werden die Plaques mit ultraviolettem Licht (UV-Licht) bestrahlt. Das UV-Licht hemmt die Entzündung in der Haut und verlangsamt die Zellteilung.
Medikamente zum Einnehmen oder Spritzen kommen bei mittelschwerer und schwerer Schuppenflechte infrage. Diese Medikamente hemmen die Abwehrreaktionen des Immunsystems. Zu diesen Mitteln gehören Apremilast, Ciclosporin, Fumarsäureester, Methotrexat und sogenannte Biologika.
Wer sich genauer über Gürtelrose oder Schuppenflechte informieren möchte, findet Informationen auf der Homepage des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD) unter www.bvdd.de. Dort gibt es neben Berichten dazu, wie sich Psoriasis bei Kindern äußert, auch Informationen zur Behandlung von Schuppenflechte oder mehr zum Thema „Impfen gegen Gürtelrose“.