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Raumklima: Lebenselixier Luft

Frau mit zufriedenem Gesichtsausdruck

Text: Stephanie Arns; Fotos: contrastwerkstatt, exclusive-design, F8studio – stock.adobe.com

Wohnräume sind wichtige Rückzugsorte, nicht erst seit der Coronapandemie. Daniel Langer, Experte für Raumklima bei der Robert Bosch Smart Home GmbH, erklärt, wie Du ein gesundes Raumklima schaffen kannst.

Warum ist Wohngesundheit so bedeutend und welche Rolle spielt dabei das Raumklima?

Wir verbringen mittlerweile 80 Prozent unserer Lebenszeit in Innenräumen – zuhause, im Büro oder in der Schule. Wir atmen täglich rund 11.000 Liter Luft ein. Das ist im Gegensatz zu dem, was wir essen und trinken schon eine ganze Menge. Uns ist oft gar nicht bewusst, wie hoch die Bedeutung eines guten Raumklimas ist – und in welchem Ausmaß Wohlbefinden und Gesundheit davon abhängen.

Was macht ein gutes Raumklima denn aus? Wann fühlen wir uns wohl?

Lichtverhältnisse, Farbgebung, Einrichtung – das alles ist wichtig für die Wohngesundheit. Für das Raumklima sind vor allem drei messbare Faktoren ausschlaggebend: Die Reinheit, die Temperatur und die Feuchtigkeit der Luft. Insbesondere die letzten beiden Größen spielen zusammen, die Temperatur hat Einfluss auf die relative Luftfeuchtigkeit. Je wärmer es ist, desto mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen. Von einem optimalen Raumklima sprechen wir bei Temperaturen zwischen 16 und 26 Grad und einer relativen Luftfeuchtigkeit zwischen 30 und 70 Prozent. Natürlich hängt dies entscheidend von der Art des Raumes ab und wie er genutzt wird. Im Schlafzimmer bedarf es für einen erholsamen Schlaf niedrigerer Temperaturen. Im Wohnzimmer fühlen sich die meisten Menschen bei 20 bis 22 Grad wohl, und im Bad wird es oft bis zu 26 Grad warm – was auch sinnvoll ist, damit die Feuchtigkeit, die hier entsteht, in der Luft aufgenommen werden kann. Entscheidend für ein gutes Raumklima ist auch die Luftreinheit. Hier wird der Anteil der volatilen organischen Verbindungen, kurz VOC, gemessen. Innenräume sollten einen Wert von 1000 ppm nicht überschreiten. Der Wert ppm steht für parts per million, also Teile pro Million. Zum Vergleich: Der Richtwert für Außenluft liegt bei 400 ppm.

Wie entsteht schlechtes Raumklima?

Wände, Bauteile oder auch Möbel können chemische Verbindungen bzw. Gase emittieren. Den größten Einfluss auf das Raumklima hat der Mensch jedoch selbst – über das Atmen, über Ausdünstungen der Haut oder bei Aktivitäten wie Kochen oder Putzen. Je mehr Menschen, und auch Haustiere, sich in einem Raum befinden, desto mehr steigt der Gehalt an organischen Verbindungen, CO2 sowie die Luftfeuchtigkeit an. Vier Personen geben täglich insgesamt zehn Liter Wasser an die Umgebung ab. Eine hohe Luftfeuchte wirkt als Überträger bzw. Nährstoff: Schimmelsporen, Viren und Bakterien können sich länger halten. Aber auch eine zu trockene Luft ist schlecht, denn dann sind deutlich mehr Hausstaub, Aerosole und Krankheitserreger unterwegs – sie treffen auf weniger Widerstand und können sich so besser ausbreiten. Das Beispiel zeigt: Ein ungünstiges Raumklima stellt sich ein, wenn Luftreinheit, -feuchtigkeit und Temperatur nicht optimal austariert sind.

Welche Auswirkungen hat ein schlechtes Raumklima auf die Gesundheit?

Viele Symptome wie beispielsweise Kopfschmerzen, Atembeschwerden oder Allergien sind unspezifisch und werden nicht zwingend mit einem schlechten Raumklima in Verbindung gebracht. Eine entsprechende Diagnose ist daher oft nicht einfach. Man muss versuchen nachzuvollziehen, wann welche Beschwerden auftreten. Entscheidend ist natürlich auch die Dauer der Einwirkung. Generell kann man sagen, dass ein hoher CO2-Gehalt, verbunden mit einem Absinken des Sauerstoffgehalts, zu Konzentrationsschwäche, Müdigkeit und Kopfschmerzen führen kann. Sind Räume zu feucht und warm, können sich Kreislaufprobleme und Müdigkeit einstellen. Schimmelsporen wirken toxisch und können Allergien auslösen. Eine zu trockene Luft hingegen kann das Immunsystem schwächen und Erkältungen begünstigen. Denn ausgetrocknete Schleimhäute sind ein Einfallstor für Viren und Bakterien. Gerade auch für Hausstauballergiker ist trockene Luft kontraproduktiv. Sie reizt die Lungen, kann zu Reizhusten und Asthma führen und Allergien verstärken.

Symbolbild beschlagenes Fenster
Beschlagene Fenster und ein unangenehmer Geruch sind erste Anzeichen für ein schlechtes Raumklima.

Wie kann ich frühzeitig erkennen, dass die Qualität der Raumluft schlecht ist?

Die Schwierigkeit ist, dass man das Raumklima eher subjektiv wahrnimmt und dadurch oftmals erst spät realisiert wird, dass die Werte nicht mehr im grünen Bereich liegen. Alarmsignale für ein zu feuchtes Klima sind beschlagene Fenster, klamme Kleidung, gewelltes Papier oder gar Stockflecken und Schimmel. Stockflecken sind kleine gelblich-bräunliche Verfärbungen an Zimmerwänden und Tapeten. Auch hier spielt natürlich der Faktor Zeit eine Rolle. Ist die Luft zu trocken, können sich beispielsweise Risse in Holzmöbeln bilden. Oft weist ein unangenehmer Geruch darauf hin, dass die Luftqualität zu wünschen übriglässt. Hier muss man dann entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten.

Wie kann man das Raumklima verbessern?

Der wichtigste Faktor ist richtiges Lüften. Luftaustausch ist essentiell. Dabei sollte man einige Dinge beachten: Im Sommer am besten in den Morgenstunden bzw. nachts lüften, wenn die Außentemperatur kühl ist. Fenster tagsüber weitestgehend geschlossen halten. Im Winter mehrmals am Tag für fünf bis zehn Minuten Stoßlüften – die Fenster dabei nicht kippen, sondern ganz öffnen. Der Luftaustausch vollzieht sich in der kalten Jahreszeit aufgrund des hohen Temperaturunterschiedes ohnehin sehr schnell. Insbesondere Querlüften sorgt für einen guten Durchzug. Neben Lüften ist kontinuierliches Heizen wichtig. Auch ungenutzte Räume sollten stets bei einer Temperatur von mindestens 16 Grad gehalten werden, damit sie nicht auskühlen. Heizen reduziert die Luftfeuchtigkeit. Gerade eine Kombination aus kalten Räumen und hoher Luftfeuchte ist ungünstig – der Wasserdampf in der Luft kondensiert dann leicht. Kritische Räume sind daher weniger Bad und Küche, sondern die eher kühlen Schlafzimmer. Während wir schlafen, transpirieren wir nämlich mehrere Liter Feuchtigkeit. Lüften ist hier unerlässlich.

Mann öffnet Fenster zum Lüften
Mit regelmäßigem Lüften schaffst Du ein gesundes Raumklima.

Gibt es noch weitere Möglichkeiten, für ein optimales Raumklima zu sorgen?

Ja, Lüftungsanlagen oder Luftbefeuchter können helfen, im optimalen Bereich zu bleiben. Auch Pflanzen produzieren Feuchte; und sie setzen CO2 in Sauerstoff um. Allerdings gibt es hier auch Schwachpunkte. Eine fest eingebaute Lüftungsanlage beispielsweise sorgt zwar für permanenten Luftaustausch, führt jedoch auch dazu, dass die Innenraumluft sehr trocken wird. Sie berücksichtigt auch nicht die spezifischen Besonderheiten einzelner Räume. Generell ist ein dauerhafter Betrieb kontraproduktiv, dies gilt auch für Raumluftbefeuchter. Denn grundsätzlich muss man erst einmal wissen, wie warm, feucht oder trocken die Luft überhaupt ist. Statt sich nur auf die subjektive Wahrnehmung zu verlassen, kann uns die technische Entwicklung heute gut helfen. So können smarte Helfer wie beispielsweise der Bosch Twinguard installiert werden, um Luftreinheit, Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit zu messen. Häufig werden sie mit Rauchmeldern kombiniert und messen die relevanten Parameter der Raumluft. Sobald diese vom Sollwert abweichen, werden die Bewohner über eine App auf ihrem Handy informiert – und bekommen beispielsweise die Empfehlung zu lüften. Darüber hinaus können über entsprechende Steuergeräte Heizkörper oder Raumluftbefeuchter bedarfsgerecht und vollautomatisch reguliert werden. Das ist gleichermaßen zuträglich für Energieeffizienz sowie Wohngesundheit.

Viele weitere Tipps für ein gutes Raumklima findest Du in diesem Blog-Beitrag von Bosch Smart Home.