Wege aus der Plastik-Flut
Fotos: upheaval, Getty Images, imago, jordi jacobson, iStock
Plastik, Plastik, Plastik: in Mülltonnen, am Strand, im Meer, in Fischen – und im Menschen. Eine unbeherrschbare Flut? Nein, jeder von uns kann etwas gegen Plastikmüll tun.
Als Leo Hendrik Baekeland 1907 mit dem Bakelit den ersten vollsynthetischen Kunststoff entwickelt hatte, war das eine tolle Erfindung, denn Plastik ist leicht und wandlungsfähig. Teure Waren wurden dank nun möglicher Massenproduktion für viele erschwinglich und Lebensmittel durch Plastikverpackung vor Keimen geschützt und länger haltbar. Allerdings nicht ansatzweise so lange haltbar wie das Plastik selbst.
Landet eine Plastiktüte im Meer, dauert es rund 20 Jahre, bis sie sich zersetzt hat. Bei einer Plastikflasche sind es 450 und bei einer Angelschnur sogar stolze 600 Jahre. Da pro Jahr 322 Millionen Tonnen Plastik neu produziert werden, von denen wiederum fast ein Drittel irgendwann im Ozean landet, werden die Müllteppiche an der Meeresoberfläche immer größer. Auch die Tiefsee bleibt nicht verschont: Im Marianengraben wurde sogar in 10.989 Meter Tiefe eine Plastiktüte entdeckt. Wenn das so weitergeht, gibt es 2050 mehr Plastik als Fische in den Weltmeeren.
Doch selbst wenn eine Tüte zersetzt ist, bleibt das Plastik. Es hat sich nur in immer kleinere Teile aufgelöst. Dieses so entstandene Mikroplastik ist überall im Meer und in vielen Tieren zu finden. Im letzten Jahr haben Wissenschaftler der Universität Wien erstmals im Kot von Menschen Mikroplastik nachgewiesen. Welche Folgen diese maximal 0,5 Millimeter großen Teilchen auf Natur und Gesundheit haben, weiß noch kein Mensch.
Gefährliche Weichmacher
Was man hingegen weiß, ist, wie schädlich einige in Kunststoffen enthaltene Chemikalien sind. Gewarnt wird zum Beispiel vor Weichmachern wie den Phthalaten, mit denen Plastik geschmeidig gemacht wird. Phthalate können die Fortpflanzungsfähigkeit einschränken und Ungeborene im Mutterleib schädigen. Wer sicher vor diesen und anderen in Kunststoffprodukten enthaltenen Umweltgiften sein will, sollte beim Einkauf auf Siegel wie den Blauen Engel oder das GS-Zeichen für „Geprüfte Sicherheit“ achten.
Wäre es da nicht besser, ganz auf Plastik zu verzichten? Kaum vermisst werden Plastikgeschirr, -strohhalme und -ohrstäbchen, die seit Anfang 2019 in der EU verboten sind. Machbar, aber sicherlich nur unter Protest des Nachwuchses, ist der Plastikverzicht beim Spielzeug. Schwierig wird es, Plastik aus vielen anderen Bereichen zu verbannen: Elektrogeräte, Küchenutensilien, Fahrrad, Auto – viele Produkte bestehen ganz oder zum Teil aus Kunststoffen. Wo aber wirklich viel Plastik eingespart werden kann, ist bei der Verpackung. Wir Deutschen verursachen im Jahr rund 220 Kilo Verpackungsmüll pro Kopf, mindestens 25 Kilo davon sind Plastik. Damit sind wir Spitzenreiter in Europa. Daran sollte sich etwas ändern.
Zehn Tipps im Kampf gegen Plastik
Besser essen
Nase voll von Fertiggerichten aus der Plastikschachtel? Dann lernen Sie in Kursen, gesund mit frischen Zutaten zu kochen. Bei regelmäßiger Teilnahme erstatten wir Gebühren – bis zu 80 Euro pro Kurs und zwei Mal pro Jahr.