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Hitze verlangt dem Körper einiges ab

Ein kleines Mädchen mit Pferdeschwanz steht mit geöffnetem Mund vor einem Tischventilator. Aufgrund des Luftstroms wehen ihre Haare.

Warum dieser Artikel interessant für Dich sein könnte

Am 5. Juni ist Hitzeaktionstag. Unser Artikel erklärt die körperlichen Reaktionen auf extreme Hitze und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken. Zudem werden praktische Tipps zur Vorbeugung und Ersten Hilfe bei hitzebedingten Erkrankungen bereitgestellt.

14.05.2024

Text: Andrea Veyhle; Fotos: Adobe Stock/Goodness Grace Photography/Stocksy, iStock.com/rudigobbo, Adobe Stock/Tanapat Lek,jew, Adobe Stock/kieferpix, iStock.com/Xurzon

An heißen Tagen fährt der Körper die Klimaanlage hoch: Wir schwitzen. Wasser wird über die Schweißdrüsen aus dem Körper gepumpt, verdunstet auf der Hautoberfläche und kühlt so den Körper herunter. Unsere Haut rötet sich: Die Blutgefäße weiten sich, um über die vergrößerte Oberfläche Wärme abzugeben. Die körpereigene Kühlung ist Schwerstarbeit für das Herz-Kreislauf-System. Durch die erweiterten Blutgefäße sinkt der Blutdruck, das Herz muss schneller pumpen. Die inneren Organe werden mit weniger Blut versorgt, weil stattdessen die Haut verstärkt durchblutet wird. Mit dem Schweiß scheidet der Körper nicht nur Wasser, sondern auch Elektrolyte, also Salze und Mineralstoffe, aus.

Der Wasser- und Elektrolytverlust belastet zusätzlich. Die Folgen: Wir fühlen uns erschöpft. Es kann zu Hautausschlägen und Wadenkrämpfen kommen, Knöchel, Füße und Beine können anschwellen. Bei sehr hohen Temperaturen oder längeren Hitzeperioden können außerdem zusätzlich Schwindel, Unwohlsein, Kopfschmerzen, Erschöpfung und Benommenheit bis zum Sonnenstich oder Hitzschlag auftreten. Erkrankungen von Herz, Lunge und Nieren können sich verschlimmern oder neu auftreten. Auch die Zahl der Frühgeburten erhöht sich bei Hitzewellen. Letztlich kann Hitze auch zum Tod führen, was die Sterblichkeit vor allem in Jahren mit sehr heißen Sommern deutlich erhöht.

Die Gefahr durch Hitze steigt

Wie gut eine Person mit hohen Temperaturen zurecht kommt, hängt von der individuellen Anpassungsfähigkeit des Körpers und den Lebensumständen ab. Fest steht jedoch: Die Zahl an heißen Tagen nimmt zu, damit werden auch hitzebedingte Beschwerden häufiger. Von einer Hitzewelle spricht man, wenn tagsüber die Temperaturen über 30 °C steigen und in den Nächten nicht unter 20 °C sinken. Zur großen Hitzebelastung am Tag kommt, dass sich unser Körper nachts durch die fehlende Abkühlung nicht richtig erholen kann. Hitzewellen treten immer häufiger auf: Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland 1881 wurden elf besonders warme Jahre registriert. In diesen Jahren ist die Jahresdurchschnittstemperatur 2 bis 3 °C höher als sonst. Allein zwischen 2000 und 2018 gab es acht dieser besonders warmen Jahre.

Ein Mann sitzt unbekleidet im Kühlschrank. Sein Kopf lehnt an das Innere der Kühlschranktür auf einem Kissen, seine Augen sind geschlossen.
Ist die Hitze da, sollte man sich so kühl wie möglich halten.

Verhaltensregeln bei Hitze

Alle Altersgruppen sollten versuchen, sich möglichst wenig Hitze auszusetzen. Bereite Dich auf die nächste Hitzewelle vor: Achte auf Hitzewarnungen im Radio, im Fernsehen, in der Zeitung und im Internet oder verfolge die Temperaturentwicklung per Wetter-App.

Der Deutsche Wetterdienst bietet eine Hitzewarnkarte mit zwei Warnstufen an:

  • starke Hitzebelastung ab einer gefühlten Temperatur von 32 °C
  • extreme Wärmebelastung ab einer gefühlten Temperatur von 38 °C

Spätestens ab einer gefühlten Temperatur von 32 °C solltest Du verstärkt auf Hitzeschutz achten und Mitmenschen gegenüber sehr aufmerksam sein.

Ist die Hitze da, kannst Du Folgendes tun:

Meide extreme Hitze

  • Vermeide direkte Sonne und nutze im Freien schattige Umgebungen, wie den Schatten von Häusern oder Bäumen.
  • Nutze die kühleren Morgen- und Abendstunden für anstrengende Tätigkeiten oder Sport.

Halte Deinen Körper kühl

  • Trage luftige, helle Kleidung aus Naturfasern.
  • Schütze Dich mit Sonnencreme und Sonnenbrille vor UV-Strahlung. Auch ein Sonnenhut, eine Kappe oder ein kleiner Sonnenschirm oder kühlende Lotionen oder Sprays können Erleichterung bringen.

Halte Deinen Wohnraum kühl

  • Tagsüber Fensterläden, Jalousien und Rollläden zur Verdunklung nutzen, Fenster in den heißen Stunden geschlossen halten.
  • Lüfte, wenn die Außentemperatur niedriger als die Innentemperatur ist, zum Beispiel nachts oder früh am Morgen.
  • Nutze so wenig elektrische Geräte wie möglich, denn sie produzieren auch Wärme.

Passe Deine Ernährung an

  • Trinke ausreichend, am besten Wasser und ungesüßte Tees. Wer sich schwertut, regelmäßig zu trinken, kann sich einen Wecker zur Erinnerung stellen oder eine App nutzen.
  • Nimm leichte Mahlzeiten wie kalte Suppen, Salate und Lebensmittel mit hohem Wasseranteil zu Dir.
  • Verzichte auf Alkohol, koffeinhaltige Getränke wie Kaffee und stark zuckerhaltige Getränke.
  • Verbrauche Lebensmittel schnell und achte auf korrekte Lagerung. Mit den Temperaturen steigt auch das Risiko, dass Lebensmittel verderben oder sich Krankheitserreger wie Salmonellen vermehren.
Eine junge Frau ist von hinten zu sehen. Sie hält einen Sonnenschirm und die Hand in die Höhe, um das Sonnenlicht abzuschirmen.
Direkte Sonneneinstrahlung sollte vermieden werden, entweder mit einer Kopfbedeckung oder mit einem Sonnenschirm.

Hitzeschutz für Kinder

Babys und Kleinkinder produzieren weniger Schweiß als Erwachsene, ihr Stoffwechsel ist höher und ihre Hautoberfläche im Verhältnis zum Körpergewicht größer als bei Erwachsenen. Sie leiden deshalb schneller unter Hitzebeschwerden. Je jünger ein Kind ist, desto empfindlicher und schutzbedürftiger ist es. Achte daher besonders auf folgende Punkte:

  • Setze Babys und Kleinkinder weder direkter Sonneneinstrahlung noch Mittagshitze aus.
  • Achte darauf, dass das Kind genug trinkt.
  • Schütze das Kind von Kopf bis Fuß mit geeigneter Kleidung, dazu gehören auch eine Kopfbedeckung und eine Sonnenbrille.
  • Idealerweise kann sich das Kind beim Spielen mit Wasser, im Planschbecken oder unter einer Dusche abkühlen.
  • Nutze den kühlsten Raum der Wohnung, um das Baby oder Kleinkind zum Schlafen zu legen.

Hitzeschutz für Risikogruppen wie Vorerkrankte und ältere Personen

Wie gut Personen die Hitze verkraften, hängt stark vom jeweiligen körperlichen Befinden ab, besonders betroffen sind Personen mit einer eingeschränkten Anpassungskapazität. Dazu gehören Personen über 65 Jahre, Pflegebedürftige, Personen mit chronischen oder akuten Erkrankungen wie Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen, Diabetes oder Demenz. Neben den allgemeinen Schutzmaßnahmen sollten bei diesen Personengruppen auch die Medikamente überprüft werden: Blutdrucksenkende Mittel, ACE-Hemmer oder Diuretika, also entwässernde Medikamente, können bei Hitze eine veränderte Wirkung zeigen. Besprich die Einnahme mit Ärztin, Arzt, Apothekerin oder Apotheker. Es ist außerdem wichtig, die Medikamente korrekt und ohne direkte Sonneneinstrahlung zu lagern.

Mit einem einfachen Test lässt sich überprüfen, ob jemand genug getrunken hat: Die Haut am Handrücken sanft mit zwei Fingern anfassen und nach oben ziehen. Bleibt die Haut in einer Falte stehen, muss der Organismus dringend mit Flüssigkeit versorgt werden!

Eine Frau steht im Freien unter der Sonne und trinkt Wasser aus einer Flasche.
Genügend zu trinken – am besten Wasser oder ungesüßte Tees – ist bei Hitze essenziell.

Hitzebeschwerden erkennen und richtig handeln: Symptome & Erste Hilfe

Flüssigkeits- bzw. Wassermangel

Schwitzen und zu geringe Flüssigkeitszufuhr trocknen den Körper aus.

Symptome: Durst, trockene Haut und Schleimhäute, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe, Lethargie oder Verwirrtheit, stark konzentrierter Urin.

Das ist zu tun: Trinke viel und iss besonders wasserhaltige Lebensmittel wie Gurke oder Melone, um den Körper wieder mit Flüssigkeit zu versorgen.

Hitzeausschlag

Schweiß kann die Öffnungen der Schweißdrüsen verstopfen, wenn er nicht richtig verdunsten kann.

Symptome: kleine Bläschen, Juckreiz oder Brennen der Haut.

Das ist zu tun: Dusche, trage leichte, atmungsaktive Kleidung und halte die Haut trocken. Bei starkem Juckreiz helfen Salben oder Gels aus der Apotheke.

Hitze-Erschöpfung

Starkes Schwitzen führt zu erhöhtem Flüssigkeitsverlust, der Blutdruck sinkt ab.

Symptome: Durst, Schwächegefühl, kalte und feuchte Haut, schnelle, aber schwache Atmung, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Schwindel.

Das ist zu tun: Trinke reichlich und kühle Deinen Körper ab. Geh zum Arzt oder zur Ärztin, wenn sich der Zustand nach einer Stunde nicht verbessert hat oder die Körpertemperatur über 38 °C steigt.

Hitzeödeme

Hitze beeinträchtigt auch das Lymphsystem: In Blut- oder Lymphgefäßen sammelt sich Flüssigkeit, die in das umliegende Gewebe austritt.

Symptome: Schwellungen an den Knöcheln und den Unterschenkeln, so genannte Ödeme.

Das ist zu tun: Ödeme klingen in der Regel ab, sobald sich der Körper an die Hitze gewöhnt hat. Bilden sich die Ödeme nicht mehr zurück oder nehmen zu, sollte man die Hausärztin oder den Hausarzt darauf ansprechen.

Hitzekrämpfe

Körperliche Anstrengung wie Sport oder auch Gartenarbeit verursachen bei Hitze starkes Schwitzen. Im Körper kann es zu einem Mangel an Flüssigkeit und Elektrolyten kommen.

Symptome: schmerzhafte Muskelkrämpfe nach intensiver sportlicher Betätigung

Das ist zu tun: Ruhe Dich an einem kühlen Ort aus und trinke viel. Suche Dir medizinische Hilfe, wenn die Hitzekrämpfe länger als 60 Minuten anhalten.

Blick in einen strahlend blauen Himmel mit Sonne.
Die Zahl an heißen Tagen nimmt zu, damit werden auch hitzebedingte Beschwerden häufiger.

Sonnenstich

Ist der Kopf lange direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt, kann dies zu einer Reizung der Hirnhäute oder einer Hirnschwellung (Hirnödem) führen.

Symptome: Kopfschmerzen, Übelkeit mit Erbrechen, Fieber, geröteter Kopf, manchmal auch Bewusstseinsstörungen und Krampfanfälle.

Das ist zu tun: Suche einen kühlen Ort auf. Lagere Kopf und Oberkörper leicht erhöht. Trinke viel und kühle Dich mit kalten Umschlägen ab. Suche medizinische Hilfe, wenn sich der Zustand nicht bessert.

Hitzschlag

Kann sich der Körper selbst nicht mehr ausreichend kühlen, kommt es zu einem Wärmestau: Die Körpertemperatur steigt innerhalb von 10 bis 15 Minuten auf über 40 °C.

Symptome: gerötete, heiße und trockene Haut, Übelkeit, Kopfschmerzen, Bewusstseinsveränderungen und Bewusstlosigkeit.

Das ist zu tun: Rufe sofort den Rettungsdienst unter 112. Erste Hilfe-Maßnahmen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes: Bringe die betroffene Person an einen kühlen Ort und kühle den Körper mit Umschlägen.

Hitzeaktionstag am 5. Juni 2024

Um das Bewusstsein für die Gefahren von Hitze zu schärfen, gibt es auch in diesem Jahr einen Hitzeaktionstag. Der Hitzeaktionstag ist eine Initiative der Bundesärztekammer, der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit, des AWO-Bundesverbandes, der Deutschen Krankenhausgesellschaft, des Deutschen Pflegerats, des GKV-Spitzenverbandes und des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. Der Initiative haben sich inzwischen mehr als zwanzig weitere Institutionen und Verbände angeschlossen.

Die Ziele des Hitzeaktionstages:

  • Sensibilisierung für die gesundheitlichen Risiken von Hitze
  • Verbreitung des Wissens über das richtige Verhalten bei Hitze
  • Kompetenzentwicklung in der Vorbeugung und Behandlung hitzebedingter Erkrankungen
  • Initiierung und Umsetzung von Hitzeschutzplänen in Einrichtungen des Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereichs
  • Initiierung kommunaler, regionaler und überregionaler Hitzeschutzbündnisse
  • Verankerung von gesundheitlichem Hitzeschutz in der Gesetzgebung
  • Bereitstellung ausreichender Ressourcen für die erforderlichen Veränderungen

Möchtest Du die Tipps für heiße Tage immer griffbereit haben? Hier gibt es das Infoblatt der Bosch BKK zum Hitzeschutztag: Download Infoblatt