Zum Hauptinhalt springen

Wie entspannen wir vom Stress?

Frau sucht Entspannung

Text: Anja Martin | Foto: microgen/fotolia Istock/Getty Images (Titel)

Wir alle haben gelegentlich Stress, aber auf Dauer kann er krank machen. Was ist Stress eigentlich für ein Phänomen? Wie können wir damit umgehen? Und inwiefern hilft Entspannung?

Ich bin echt im Stress! Ein Satz, den wir ständig hören – von anderen und von uns selbst. Wenn sich etwas durch unser modernes Leben zieht, dann das Gefühl, unter Stress zu stehen. Ganz gleich, ob Firmenchef oder Student, Angestellter oder Selbstständiger, Hausfrau oder Schüler – alle sind unter Druck, gehetzt, am Anschlag. Und oft schwingt sogar ein bisschen Stolz darüber mit, denn heißt Stress nicht, man ist wichtig, aktiv, gefragt? Doch was genau bedeutet dieses überstrapazierte Wort eigentlich?

Der Begriff „Stress“ ist nicht mal hundert Jahre alt, geprägt wurde er vom österreichisch-kanadischen Mediziner Hans Selye. Gemeint sind die Reaktionen unseres Körpers auf Stressoren, also äußere und innere Reize, die uns in Alarmbereitschaft versetzen. Selye unterschied zwischen negativem Stress (Disstress) und positivem Stress (Eustress). „Stress ist per se weder gut noch schlecht“, bestätigt auch Louis Lewitan, heute einer der bekanntesten deutschen Stress-Experten. Positiver Stress spornt uns an, macht uns kurzzeitig besonders leistungsfähig. „Stress ist überlebensnotwendig. Entscheidend ist, ob der Stress einen beflügelt oder krank macht“, so Lewitan. Gerade ist sein neues Buch „Stressless“ erschienen, eine Anleitung für mehr Gelassenheit in Job und Alltag.

Stress aus der Steinzeit

Auf körperliche, geistige und seelische Stressoren reagiert unser Körper automatisch mit einer Art Standardprogramm. Die Sinne erkennen mögliche Stressoren und informieren das limbische System im Großhirn. Dort wird entschieden, ob die Situation stressig genug ist und eine Reaktion erfordert. Wenn ja, haben die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ihren Auftritt. Diese Reaktion ist seit Millionen Jahren dieselbe und sollte unseren Urahnen helfen, in der Wildnis zu überleben.

Was wir so vorbereitet besonders gut können: fliehen, angreifen, reflexartig reagieren. Herzschlag und Atmung werden schneller, der Blutdruck steigt. Die Pupillen weiten sich, damit wir besser sehen. Geschlechts- und Verdauungsorgane machen Pause. Muskeln bekommen mehr Energie. Allerdings ist diese Reaktion in unserer modernen Welt nicht mehr besonders sinnvoll, sind unsere Stressoren doch nur extrem selten wilde Tiere. Wir plagen uns mit Reizflut, Lärm, Arbeitspensum, Erfolgsdruck, zwischenmenschlichen Schwierigkeiten. Einfach schnell weglaufen oder zuschlagen – das können wir nicht und es würde auch wenig nutzen. Der Kampf unserer Zeit ist kein körperlicher.

Fünf Tipps für schnelle Entspannung zwischendurch

Durchatmen
Heiße Tasse
Fernblick
Smile
Locker bleiben
/

Ständige Alarmbereitschaft

„Wir leben in einer Turbogesellschaft, in der sich viele Menschen aufgrund der Komplexität, Digitalisierung und Dynamik schlicht überfordert fühlen“, erzählt Louis Lewitan. Wir gönnen unserem Körper keine Pausen, halten ihn in ständiger Alarmbereitschaft, weil die Stressfaktoren immer vorhanden sind. Das stört unser physiologisches Gleichgewicht nachhaltig: Der Puls ist zu schnell, der Blutdruck zu hoch, wir schwitzen. Die Muskulatur verkrampft, der Magen produziert zu viel Säure, die Verdauung macht Probleme. Oft kommt es zu Schlafstörungen, Hyperaktivität, Entscheidungs- und Konzentrationsschwierigkeiten, Gereiztheit, Müdigkeit. Dauer­stress kann sich negativ auf fast jedes Organ des Körpers auswirken. Mögliche langfristige Folgen sind Allergien, Asthma, Infektionsanfälligkeit, Tinnitus, Magen-Darm-Geschwüre, Impotenz und Herzinfarkt, Depression, Sucht oder Burn-out und sogar Alzheimer.

Bewusst Pausen einbauen

Ein Leben ohne Stress? In unserer Zeit wohl eine Illusion. Deshalb müssen wir lernen, mit Stress angemessen umzugehen und unempfindlicher gegenüber Stressoren zu werden. Ein Schlüsselwort ist die Work-Life-Balance, also das richtige Maß an Arbeit und Freizeit. Dazu gehört, tagsüber Pausen einzubauen, am Ende des Arbeitstages wirklich abzuschalten und den Urlaub nicht ins nächste Jahr mitzunehmen. Louis Lewitan: „Wer rastet, rostet nicht, und wer pausiert, ist nicht faul.“

Wann haben Sie das letzte Mal ohne schlechtes Gewissen Zeit vertrödelt? Sind Straßenbahn gefahren, ohne ins Smartphone zu starren? Bewusste Entspannungsphasen sind wichtig. Der eine schaltet beim Radfahren ab, der andere beim Lesen, der Nächste beim Spaziergang durch den Park. Besonders gut geeignet sind Bewegung, gesundes Essen, Freunde treffen, Musik hören, Hobbys pflegen. Auch Entspannungs- und Atemtechniken helfen. Und die richtige Haltung: „Wer nur vor sich hin schuftet, ohne über die Sinnhaftigkeit seines Tuns gründlich nachzudenken, kann keine echte Befriedigung finden“, gibt Louis Lewitan zu bedenken. Es lohnt sich also doppelt, mal aus dem Hamsterrad auszusteigen und das hektische Treiben aus der Distanz zu betrachten.

Zeit für mich
"Zeit für mich" ist der Titel der Initiative zur Stärkung Ihrer Ressourcen.

Immer mit der Ruhe

Zeit für mich lautet ein scheinbar simples Rezept für den Umgang mit Stress – ein Vorhaben, das jedoch im Alltag viel zu oft in den Hintergrund tritt. „Zeit für mich“ heißt auch die Kampagne, mit der die Bosch BKK die Mitarbeiter der Bosch-Gruppe durch das Jahr begleitet. Aber nicht nur Bosch-Mitarbeiter! Auf unserer Kampagnenseite findet jeder Übungen und alltagsnahe Tipps zu mehr Achtsamkeit und Resilienz (die seelische Widerstandskraft, um Herausforderungen und Krisen zu bewältigen), zu Stressreduktion und Kurzzeitentspannung. Es sind die kleinen Entspannungszeiten und Selbstbelohnungen, auf die es in stürmischen Zeiten ankommt.

Finden Sie heraus, was Sie stark macht!

Stark gegen Stress

In unserem Kursfinder finden Sie qualifizierte Kurse für Entspannungstechniken wie Yoga, Qigong, Tai-Chi, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training. Wir erstatten 100 Prozent der Kursgebühren, bis maximal 80 Euro pro Kurs – und das zwei Mal im Jahr. Kurse unter www.Bosch-BKK.de/Kursfinder

Burn-out-Patienten, denen der Stress über den Kopf gewachsen ist, bietet die Bosch BKK in Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und im Saarland spezielle Facharztprogramme an, die unter anderem schnellere Termine beim Psychotherapeuten ermöglichen. Informationen unter www.Bosch-BKK.de/Psychotherapie

Weitere Informationen: