Linderung von allerhand Not
Autorin: Elisa Holz | Fotos: Robert Bosch Stiftung
Die gemeinnützige Robert Bosch Stiftung engagiert sich auch im Bereich Gesundheit – der Tradition verpflichtet und trotzdem am Puls der Zeit. Folge 1 der neuen Serie „Über den Tellerrand“.
Eigentum verpflichtet. Für den erfolgreichen Unternehmer Robert Bosch war das keine hohle Phrase, sondern ein inneres Anliegen. So verfügte er in seinem Vermächtnis, dass nach seinem Tod die Erträge seines Vermögens „neben der Linderung von allerhand Not vor allem auf Hebung der sittlichen, gesundheitlichen und geistigen Kräfte“ eingesetzt werden sollen.
Diesem Vermächtnis folgend ist die Robert Bosch Stiftung mit ihren 200 Mitarbeitern heute eine der großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa. Von ihrem Hauptsitz im ehemaligen Wohnhaus ihres Gründers in der Stuttgarter Heidehofstraße aus setzt die Stiftung wohldosierte und -durchdachte Impulse für Bildung, Wissenschaft, Gesellschaft, Völkerverständigung und Gesundheit. „Die Gesundheit ist sogar ein Hauptzweck unserer Satzung“, sagt Dr. Bernadette Klapper, die diesen Bereich innerhalb der Stiftung leitet. Wichtige Anteile der Förderung durch die Stiftung betreffen drei renommierte Institutionen: das Robert Bosch Krankenhaus, das Institut für klinische Pharmakologie und das Institut für Geschichte der Medizin in Stuttgart.
„Das Gesundheitswesen in Deutschland ist ein schwieriges Terrain“, erklärt Klapper. Als „Außenseiter“ mit eigenem Geld könne die Robert Bosch Stiftung jedoch frei und ohne finanzielles Eigeninteresse wichtige Veränderungen anstoßen und Akzente setzen. Im Laufe der Jahrzehnte hat die Stiftung ihren Fokus immer wieder hinterfragt, neu justiert und den Erfordernissen der Zeit und den gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst. In den 90er-Jahren sei zum Beispiel das Thema Pflege immer mehr in den Vordergrund gerückt. Um die Jahrtausendwende änderte die Stiftung ihren Ansatz und konzentrierte sich auf den Themenkomplex „Leben im Alter“. Dazu gehörten neue Initiativen für Demenzkranke und palliativmedizinische Projekte. Demenz spielt auch heute noch eine wichtige Rolle, da sich die Stiftung aktuell auf die gute und nachhaltige Versorgung chronisch Kranker und mehrfach erkrankter Menschen konzentriert.
„Auch wir arbeiten immer für die Zeiten, in denen wir leben“, sagt Klapper. So spiele jetzt zum Beispiel der Umgang mit dementen Patienten, die einen Migrationshintergrund haben, eine wichtige Rolle in der Arbeit der Stiftung. Diese Gruppe von Patienten vergäße infolge von Demenz häufig ihre Deutschkenntnisse und fände sich plötzlich in einer Vergangenheit, die zum Beispiel für viele Pfleger und Ärzte nicht nachvollziehbar sei.
Projekte zu den gesellschaftlich drängenden Problemen unserer Zeit entwickelt die Stiftung entweder selbst oder fördert auch Initiativen, die an sie herangetragen werden und die den Leitlinien von Offenheit und Transparenz der Stiftung entsprechen.
Gesundheit stiften
PORT – Gute Versorgung vor Ort
PORT steht für Patientenorientierte Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung. Ein sperriger Begriff, dem aber eine sehr handfeste Idee zugrunde liegt. Angesichts der ständig steigenden Zahl von chronisch und mehrfach Kranken sowie den Versorgungslücken gerade im ländlichen Raum sollen diese Zentren die Grundversorgung der Bevölkerung in einer Region gewährleisten. Seit Frühjahr 2017 unterstützt die Robert Bosch Stiftung fünf Initiativen in vorwiegend strukturschwachen Regionen. Momentan sucht die Stiftung weitere Pioniere, die in ihrer Gemeinde solche Zentren umsetzen möchten.
Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz – Mehr Wissen
Mitte Februar wurde der Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz der Öffentlichkeit vorgestellt, den die Robert Bosch Stiftung mitfinanziert hat und der vom Bundesgesundheitsministerium unterstützt wird. Dieser Plan soll großen Teilen der Bevölkerung helfen, gesünder zu leben, sich im Falle von Krankheit die nötige Unterstützung zu sichern und sich ganz allgemein im Dschungel unseres Gesundheitssystems besser zurechtzufinden. Es geht um Aufklärung, denn beinahe die Hälfte der Bevölkerung hat eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz und durchblickt unser komplexes Gesundheitssystem nicht. Zudem soll er Impulse für die Politik, die Verbände und die Forschung setzen.
Operation Team – Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich lernen
Gemeinsam geht es besser: Schon seit langer Zeit setzt sich die Robert Bosch Stiftung für interprofessionelles Lernen in den Gesundheitsberufen ein. Das soll die Grundlage für einen besseren Austausch und intensivere Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pflegern oder auch Hebammen legen. Projekte zu interprofessionellem Lernen gibt es mittlerweile an der Hälfte aller medizinischen Fakultäten in Deutschland. Ziel ist es, diese Art der Zusammenarbeit fest in den Lehrplänen der jeweiligen Ausbildungszweige zu verankern. Es gibt auch bereits zwei feste Ausbildungsstationen: in Mannheim und Heidelberg. Aktuell werden 17 Projekte mit einer Summe von rund 2 Millionen Euro unterstützt.
Weitere Informationen
Hier finden Sie weiterführende Informationen: