Mensch im digitalen Wandel
Foto: Getty Marko Geber, AdobeStock Production Perig Text: Reimund Abel
Wie verändern sich Mensch und Medizin im digitalen Zeitalter? Der Wandel ist in vollem Gange, hat aber nur Erfolg, wenn die Individualität erhalten bleibt.
Versetzen wir uns kurz ein paar Jahre in die Zukunft: Leon Müller aus dem Stuttgarter Osten, sieben Jahre alt, wurde aus der Schule nach Hause geschickt. Er hustet heftig, das Luftholen bereitet ihm Schmerzen. Sein Vater greift zum Smartphone, er ruft die App für den Online-Arzt auf, innerhalb kürzester Zeit meldet sich ein Doktor. Das Smartphone übermittelt den Pulsschlag, Leon hustet kräftig, der Arzt fragt Leons Vater in der Video-Sprechstunde nach weiteren Symptomen – und kann Entwarnung geben. Die Beschwerden seien nicht bedrohlich und können mit Hausmitteln auskuriert werden. Aber Leon solle zur Sicherheit seinen Kinderarzt aufsuchen, rät der Experte.
Klingt nach Science-Fiction? Nein, die digitale Gesellschaft ist keine Zukunftsvision, sondern längst Teil des Alltags. Eine Zahl soll das verdeutlichen. Wäre das Internet ein Staat, stünde es beim Energieverbrauch auf Platz sechs weltweit. Wie das? Der „Homo digitalis“, wie der Mensch inmitten dieser umfassenden gesellschaftlichen Transformation auch bezeichnet wird, verwendet die Segnungen moderner Informationstechnologie ganz selbstverständlich.
Von Asthma bis Zöliakie
Ein Schwerpunkt des Wandels liegt auf Veränderungen im Gesundheitssystem. Christian Maté, Co-Eigentümer der Online-Plattform „Netdoktor“, ist ein streitbarer Verfechter des Einsatzes künstlicher Intelligenz, auch in der Medizin. „Stellen Sie sich einen Computer vor, der mit allen Algorithmen der gesamten Medizin von Asthma bis Zöliakie gefüttert wurde“, schreibt er in seinem Buch „Medizin ohne Ärzte“. Der Rechner werde trainiert, irgendwann hat er den Dreh raus und ist ein absoluter Superdiagnostiker.
Mensch und Maschine
Sind Mediziner aus Fleisch und Blut bald überflüssig? So weit will Maté nicht gehen. Der Arzt nennt auch Argumente für den Erhalt der Zunft, der er selbst angehört. Entscheidend sei die Schlüsselkompetenz, sich in Patienten hineinzudenken. „Die Mediziner der Zukunft sind einerseits auf Empathie und Gespräch geschult, andererseits aber auch auf die Zusammenarbeit mit Geräten.“ Mensch und Maschine als Team. Selbstverständlich sind die wichtigen Player im Gesundheitssystem elementarer Bestandteil dieses Prozesses. „Die digitale Transformation bedeutet veränderte Erwartungen der Kunden an die Bosch BKK und bietet für uns als Krankenkasse viele Chancen“, sagt Dr. Gertrud Prinzing, Vorständin der Bosch BKK. Aber die Kunden wollten, sagt Prinzing, keinen passiven Dienstleister, sondern eine proaktive Beratung und individuell zugeschnittene Gesundheitsförderung.
Sie ist sich mit Experten wie Maté einig: Das Leistungs- und Serviceportfolio wird breiter, vielfältiger, flexibler. In der Krankenkasse der Zukunft werden intelligente Selfservice-Tools und digitale Assistenten genauso selbstverständlich sein wie Apps, Chats, Online-Coaching und Video-Sprechstunden. Was davon ist bei der Bosch BKK bereits im Einsatz? Zum Beispiel das seit 2017 existierende Online-Kundenportal oder der Online-Arzt, den Versicherte seit Juli dieses Jahres per App konsultieren können. Michael Marazzi, Mitglied des Digital Health Teams der Bosch BKK, ist einer der Verantwortlichen dafür, wie und welche digitalen Services Einzug bei der Bosch BKK halten. Für ihn muss die Transformation „zweigleisig“ vonstattengehen, wie er sagt: „Wir synchronisieren digitale mit analogen Angeboten.“ Wichtig sei zudem der Bereich Prävention. So bleibt ein von der Bosch BKK unterstützter Rückenschulkurs im Verein oder Fitness-Studio erhalten. Die digitale Variante für das Smartphone, den PC oder das Laptop kommt als Ergänzung hinzu. Vorteil hier: die räumliche und zeitliche Unabhängigkeit. Marc Meier, Geschäftsführer von Bosch Healthcare Solutions, wirbt dabei für einen positiven Umgang mit den Chancen moderner Technik. „Die Coronavirus-Pandemie hat gezeigt, dass etwa die digitale Sprechstunde mit dem Arzt gut funktioniert und gerade die gefährdeten Risikogruppen einen Praxisbesuch umgehen können.“ Meier beobachtet einen verstärkten Wandel hin zu digitalisierter Medizin. Der Trend geht zu patientennaher, fundierter Diagnostik, die „immer einen Schritt näher am Patienten“ dran sei. Eindeutiges Ziel: die Lebensqualität der Menschen verbessern.
Individuell trifft effizient
Vielfalt prägt die digitale Transformation, wie diese Services belegen. Aber was erwartet den „Homo digitalis“ noch? Experten wie Maté sind überzeugt, dass künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen viel Gutes bewirken kann. Effizientere und vor allem schnellere Prozesse im Krankenhaus; Ärzte, die über ihre Patienten besser Bescheid wissen. Und wie sieht das die Bosch BKK? „Ein noch so guter digitaler Service kann in einer schwierigen Situation das persönliche Gespräch nicht ersetzen“, sagt Dr. Gertrud Prinzing. „Die Bosch BKK ist kein anonymer Dienstleister, sondern persönlicher Begleiter fürs Gesundwerden und Gesundbleiben.“