Zu neuen Ufern schwimmen
Text: Burkhard Gruß | Fotos: privat
Wenn Reha Leidenschaften weckt: Hamza Bakircioglu entdeckte das Schwimmen nach einer Knieoperation. Heute feiert er große Erfolge.
Wenn Hamza Bakircioglu morgens im Betrieb erscheint, hat er die erste Schicht bereits absolviert. Die beginnt für den 44-Jährigen in den frühen Morgenstunden im Schwimmbad von Sonthofen. Etwa eine Stunde lang krault er dort durchs Wasser. Danach geht’s für den Industriemeister ins 15 Kilometer entfernte Robert-Bosch-Werk nach Immenstadt. Der gelernte Zerspanungsmechaniker in Frästechnik arbeitet mittlerweile seit 30 Jahren dort.
Erst Reha, dann Leistungssport
Seiner großen Leidenschaft ist er noch nicht so lange verfallen: dem Langstreckenschwimmen. „Schwimmen war lange Zeit kein großes Thema mehr für mich, sondern eher der Fußball“, sagt Bakircioglu. Im Jahr 2012 musste sein Knie operiert werden. Die Ärzte empfahlen ihm regelmäßiges Schwimmtraining. Aus der Rehamaßnahme wurde eine Passion.
Zuerst ist Bakircioglu aufgefallen, dass er mit den Vereinsschwimmern ganz gut mithalten konnte. Also suchte er das Kräftemessen im Wettkampf: „Mein erster Event war 2012 das 33⅓-Stunden-Schwimmen in Kempten. Ich habe mit 53 Kilometern den zweiten Platz erreicht.“ Dann hörte er im Radio Beiträge über die legendäre Bodensee-Längsquerung. Immer wieder scheiterten Sportler beim Versuch, die 64 Kilometer nonstop zu schwimmen. „Aber ich schaffe es“, hatte sich Bakircioglu vorgenommen. Im letzten Sommer hatte er im vierten Anlauf Erfolg, als dritter Schwimmer überhaupt. „Ich habe mir die Strecke eingeteilt und so bin ich mit den Zwischenzielen meinem Ziel immer näher gekommen“, beschreibt er seine Taktik. Nach fast 31 Stunden kletterte er in Bregenz aus dem Wasser.
Extreme Herausforderungen
Bei der Bodensee-Längsquerung gelten strenge Regeln. So darf der Schwimmer nur eine Badehose, Badekappe und Schwimmbrille tragen. Festhalten am Begleitboot ist verboten, trinken oder essen sind nur schwimmend erlaubt. Bei 30 Stunden verbringt der Athlet auch die Nacht im Wasser. Auf die Dunkelheit hat sich Bakircioglu im Sonthofer See vorbereitet. „Am Ufer des Sees werden für mich zur Orientierung Taschenlampen aufgestellt. Zusätzlich trage ich eine Stirnlampe“, beschreibt der Extremsportler seine nächtlichen Trainingseinheiten.
Als Nächstes peilt er den „Ocean’s Seven“ an. Dafür muss Bakircioglu sieben Meerengen durchschwimmen, darunter den Ärmelkanal (34 km) oder die Straße von Gibraltar (14 km). Schiffsverkehr, Wellen und Strömungen: Hamza Bakircioglu braucht für diese Härtetests beste Wetterbedingungen – und etwas Glück.
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