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Kleine Wächter mit großer Bedeutung

Ärztin tastet die Lymphknoten einer Patientin am Hals ab, um mögliche Schwellungen oder Entzündungen zu untersuchen.

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Lymphknoten spielen eine zentrale Rolle in unserem Immunsystem. Wenn sie anschwellen, kann das ein Hinweis auf eine Infektion oder eine andere Erkrankung sein. Erfahre, wie Lymphknoten funktionieren, welche Ursachen es für eine Schwellung gibt und wann ein Arztbesuch ratsam ist.

06.03.2025

Fotos: Adobe Stock/AntonioDiaz, Adobe Stock/ingoodtime; Text: Ute Stabingies

Lymphknoten sind kleine, ovale Bindegewebskapseln, die wir meistens kaum bemerken. Schwellen sie an, steckt in den meisten Fällen ein Infekt dahinter, wie zum Beispiel Grippe, Covid oder eine Mandelentzündung. Unser Immunsystem schlägt Alarm und ist bereits im Abwehrmodus gegen die Erreger. Wie funktioniert die Infektabwehr, wie können wir unser Immunsystem unterstützen und wann sollte man einen Arzt zu Rate ziehen?

Lymphknoten sind ein wichtiger Teil unseres Immunsystems

Jeder Mensch hat rund 600 bis 800 Lymphknoten, die über den ganzen Körper verteilt sind. Zusammen mit den Lymphgefäßen und den lymphatischen Organen, wie Milz und Mandeln, sind sie Teil unseres Lymphsystems. Geht es dem Körper gut, sind die Lymphknoten hauptsächlich damit beschäftigt, die Lymphe aus dem Gewebe zurück ins Blut zu transportieren.

Lymphe ist eine klare, gelbliche Flüssigkeit, die in den Lymphgefäßen zirkuliert und eine entscheidende Rolle für das Immunsystem spielt. Sie transportiert Abfallstoffe, Krankheitserreger und überschüssige Flüssigkeit aus dem Gewebe ab und enthält wichtige Abwehrzellen, die den Körper vor Infektionen schützen.

„Lymphknoten filtern und reinigen dabei unser Lymphsystem, das wie ein Netz durch unseren Körper läuft“, erklärt Dr. Claudia Fest, Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie am Klinikum Stuttgart. Richtig in Fahrt kommen sie, wenn der Körper es mit einem Erreger zu tun bekommt. „Zusätzlich aktivieren Lymphknoten dann die weißen Blutkörperchen für die Infektabwehr“, so Dr. Fest weiter. Die Lymphknoten haben also eine wichtige Wächterfunktion.

Warum schwellen Lymphknoten an?

Haben die Lymphknoten in der Lymphflüssigkeit einen Erreger aufgespürt, wie zum Beispiel ein Molekül auf einem Virus, das als fremd erkannt wird, schalten sie innerhalb kürzester Zeit in den Kampfmodus.

„Kommt zum Beispiel ein Antigen, also ein solches Molekül eines Grippevirus vorbei, werden die sogenannten B-Lymphozyten aktiv und bilden Antikörper“, erläutert Prof. Dr. Erich Brenner vom Institut für Klinisch-Funktionelle Anatomie der Medizinischen Universität Innsbruck. Um möglichst schnell reagieren zu können, vermehren sich die B-Lymphozyten und bilden Lymphfollikel. Diese Follikel wiederum produzieren Antikörper, die das Antigen des Grippevirus binden. Sogenannte Fresszellen erledigen den Rest und vernichten den Erreger.

„Ein Lymphknoten schwillt also an, wenn ihn sehr viele Viren oder Bakterienbestandteile passieren. Das ist ein sicheres Indiz, dass der Körper einen Erreger bekämpft“, fasst es Dr. Brenner zusammen.

Welche Lymphknoten kann man ertasten?

Viele Lymphknoten befinden sich im Kopf-Hals-Bereich. Hier können wir sie sehr gut spüren, wenn sie vergrößert sind. Ähnlich ist dies bei Knoten unter der Hautoberfläche, wie unter den Achseln, in den Leisten und in den Kniekehlen. Generell befinden sich Lymphknoten dort, wo das oberflächliche Lymphsystem mit dem tiefen Lymphsystem verbunden ist, wie eben in der Achsel und in der Leiste.

Mann tastet mit der Hand seine geschwollenen Lymphknoten am Hals ab.
Geschwollene Lymphknoten können ein Zeichen für eine Infektion sein – oft harmlos, aber manchmal auch ein Hinweis auf eine ernstere Erkrankung.

„Der Körper hat hier eine Sicherungsfunktion eingebaut. Auch im Darmbereich sind Lymphknoten sehr wichtig, denn wir züchten hier quasi körpereigene Bakterien. Außerdem führen wir über unsere Nahrung zusätzlich immer wieder neue Krankheitserreger zu“, erklärt Dr. Brenner.

Welche Krankheiten lassen Lymphknoten anschwellen?

In den meisten Fällen handelt es sich um harmlose Infekte. Bei einem grippalen Infekt zum Beispiel gelangen die Erreger über die Schleimhäute von Mund und Nase in den Körper. Wir bekommen Halsschmerzen, eine laufende Nase oder sogar Fieber. Die Lage eines vergrößerten Lymphknotens sagt also auch schon etwas über den möglichen Krankheitsherd.

Beim Pfeifferschen Drüsenfieber schwellen zum Beispiel die Lymphknoten an Hals, Nacken sowie in der Achsel und der Leiste an. Bei Infektionen im Mund-Rachenraum sind sehr oft die Lymphknoten im hinteren Kieferbereich verdickt. Schmerzhafte, verdickte Lymphknoten im hinteren Teil des Unterkiefers können auf Mumps hindeuten.

Wann werden geschwollene Lymphknoten gefährlich?

Die meisten Infektionen verlaufen relativ harmlos, die Schwellung der Lymphknoten tritt zwar plötzlich auf, geht nach einigen Tagen aber auch wieder zurück. Ein vergrößerter Lymphknoten zeigt allerdings eine Immunreaktion an, hinter der in seltenen Fällen ernstere Erkrankungen stecken können.

Einen Arzt sollte man auf jeden Fall aufsuchen, wenn auch nach Wochen keine Besserung eintritt, sich der Knoten langsam verändert und eventuell weitere Symptome wie Fieber oder Gewichtsverlust dazukommen. „Aber auch dann sollte man nicht unbedingt gleich von einer Krebserkrankung ausgehen. Dahinter können auch andere Infektionen wie HIV, Tuberkulose oder eine Autoimmunerkrankung stecken“, gibt Dr. Fest zu bedenken.

Klarheit, ob es sich eventuell um eine Reaktion infolge einer Tumorerkrankung oder eine bösartige Erkrankung des Lymphsystems handelt, geben bildgebende Verfahren, ein Bluttest und eine Gewebeuntersuchung.

Behandlungsmöglichkeiten bei geschwollenen Lymphknoten

Es ist hilfreich zu wissen, ob es sich bei dem Auslöser für die Erkrankung um bakterielle Erreger oder ein Virus handelt. Bei einer Viruserkrankung muss es der Körper selbst schaffen, dagegen anzukämpfen. Bei einer bakteriellen Mandelentzündung können Antibiotika helfen. Generell können wir unseren Körper aber unterstützen, indem wir uns schonen, warmhalten und viel Flüssigkeit zu uns nehmen.